Heute Abend ist es wieder so weit. Künstlerinnen wie Sigrid Horn, Ana Milva Gomes und Anja Om treten auf, auch das Magier-Duo Thommy Ten und Amélie van Tass sind dabei, und die Kulturwissenschafterin und feministische Autorin Beatrice Frasl wird eine Rede halten.
Frauen kein lukratives Publikum?
Ein Ziel des Abends ist, zu zeigen, dass die in der Unterhaltungsindustrie und auch in der Literatur gehegte Meinung, Frauen seien kein lukratives Publikum, weil sie weniger Geld haben, falsch ist.
„Das Gegenteil ist der Fall“, sagt Frasl im KURIER-Interview. „2023 war die Popkultur von Frauen dominiert. Da waren Taylor Swift, die alle Rekorde bricht, und der ,Barbie’-Film, der vorwiegend Frauen angesprochen hat und der erfolgreichste Film des Jahres war. Wir zeigen mit diesem Abend, dass Frauen tolle Kunst machen, wir einander mögen und feiern und auch ein monetär lohnendes Publikum sind.“
Ina Regen freut sich über diesen Moment der Hochblüte feministi scher Kunst in der Popkultur.
Sie warnt aber, dass trotzdem noch sehr viel zu tun ist: „Man muss aufpassen, dass nicht der Eindruck entsteht, wir hätten schon Gleichberechtigung. Das ist nicht der Fall. Wenn ich an meinen Bereich und das Radio denke, sind Frauen stark unterrepräsentiert. Es gibt keine aktuelle Statistik, aber 2020 war das Verhältnis 5:1 für die Männer. Das heißt, es sind pro Stunde nur zwei Interpretinnen zu hören. Das ändert sich gerade ein bisschen, aber die Strukturen dahinter sind sehr träge.“
Musical-Darstellerin Ana Milva Gomes macht in ihrem Bereich die gleichen Erfahrungen: „Es gibt weniger Rollen für Frauen – speziell für mich als schwarze Frau. Und ich bin eine, die wirklich viele Rollen gespielt hat, die für weiße Frauen gedacht waren. Darauf bin ich auch stolz, aber was gespielt wird und welche Geschichten erzählt werden, entscheiden immer noch weiße Männer.“
Das sehen alle drei als das Kernproblem, das es am Weg zur Gleichstellung von Frauen zu lösen gilt. „Diese Gatekeeper sind die Barriere, auf die wir alle stoßen“, erklärt Regen. „Wenn tendenziell alte, weiße Männer darüber entschieden, welche Inhalte die Öffentlichkeit zu interessieren hat, welche Narrative wir erzählen, dann entscheiden sie für 100 % der Menschen, was relevant ist, haben aber nur 50 % des Erfahrungsschatzes in sich. Und natürlich ist für einen Mann im Patriarchat eine andere Geschichte erzählenswert, eine andere Herausforderung bewältigenswert, als für eine Frau, die sich in ihrer Realität abgebildet sehen will.“
Quotenregelung
Um diese trägen Strukturen im Kulturbetrieb zu ändern, befürworten Regen, Gomes und Frasl als Übergangslösung eine Quotenregelung. „Man weiß, dass Männer Jobs mit Personen besetzen, die ihnen ähnlich sind, die aber – aus Angst vor der Konkurrenz – ein bissschen schlechter qualifiziert sind als sie“, sagt Frasl. „Dadurch sinkt das Niveau. Die Quote hebt die Qualität, denn dann kann ein Mann die besser qualifizierte Frau nicht mehr übergehen.“
Auf dieses Problem aufmerksam zu machen, ist ein weiteres Ziel der Benefiz-Veranstaltung, deren Erlös verschiedenen Organisationen zu Gute kommt, unter anderem einer, die Gomes unterstützt: „Meine Tochter ist das einzige schwarze Mädchen in ihrem Kindergarten. Wir sind eine Gemeinschaft von Women of Colour, die sich austauschen, wie man mit derartigen Situationen umgeht, die Kinder vor Rassismus schützen kann, sich aber auch gegenseitig unterstützen.“
Regen sieht das Thema Frauenrechte ohnehin als gesellschaftspolitisches, will mit dem Abend den Feminismus vom reinen Frauenthema wegbringen: „Der Feminismus ist auch nur eine Menschrechtsbewegung. Was uns alle eint, ist, dass wir eine Welt mit Gleichberechtigung für jeden Menschen haben wollen. Wenn Gerechtigkeit ein demokratischer Wert ist, müssen auch Männer daran interessiert sein, so eine Welt zu schaffen.“
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