Das kommt Ihnen sehr bekannt vor? Kein Wunder, war es doch Oscar Wilde, der in seiner gleichnamigen Erzählung „Das Gespenst von Canterville“ populär machte. Unzählige Verfilmungen und Bearbeitungen für Theater,-und Opernbühne folgten. Eine davon hat nun die Wiener Volksoper auf ihrem Spielplan – jene des deutschen Komponisten Marius Felix Lange, die 2013 in Zürich (Libretto: Michael Frowin) erfolgreich uraufgeführt wurde und wohl auch am Gürtel ein Hit werden dürfte.
Das hat gleich mehrere Gründe. Da wäre einerseits die sehr eingängige, gut zwischen Avantgarde und Filmmusik changierende Komposition von Lange (nebst dem eine Spur zu bemüht-coolen Text Frowins), die bei Dirigent Gerrit Prießnitz und dem gut studierten Orchester in besten Händen ist. Dass Prießnitz in den kommenden Vorstellungen den Lautstärkeregler ruhig noch ein wenig nach unten drehen darf, steht auf einem anderen Blatt. Dennoch eine starke Umsetzung von Dirigent und Orchester.
Auch die szenische Seite gibt Anlass zur Freude. Denn Regisseur Philipp M. Krenn hat auf der klassischen Schlossgemäuer-Bühne von Walter Schütze (toll vor allem seine Geister-Kostüme) sehr vieles richtig gemacht. Eine sehr gute Personenführung und einige schöne Gags stehen da den exzellenten Videos von Roman Hansi gegenüber. Aus einer Art „Bildnis des Dorian Gray“ entsteigt Sir Simon seinem Geister-Dasein, um dann höchst irdisch (gut auch der von Thomas Böttcher einstudierte Chor) für Action, Humor, Grusel, aber auch sehr berührende Momente zu sorgen. Denn Krenn lässt auch die psychologische Ebene des um Erlösung bettelnden Gespenstes nicht außer Acht.
Und da wiederum ist es dem in jeder Hinsicht großartigen Morten Frank Larsen zu verdanken, dass die Balance zwischen Komik und Tragik tadellos funktioniert. Entzückend, wie dieser Sir Simon lustig herumgeistert. Beeindruckend, wie Larsen die Wandlung vom schelmischen Gespenst zu einer verzweifelten, verlorenen Seele auch vokal darstellt. Das ist fabelhaft, das geht unter die Haut.
Doch Larsen hat auch tadellose, muntere Mitspieler an seiner Seite. Etwa Anita Götz, die als emphatischer Teenager Virginia viel zur Erlösung des Untoten und zum ersten, eigenen Liebesglück beitragen darf. Letzteres findet sie in Paul Schweinesters herrlich schüchternem Paul; mit dessen Mutter (exzellent: Regula Rosin) verbündet man sich gegen die neuen Schlossbesitzer. Und da vor allem gegen Frauke-Beeke Hansen (ja, die heißt wirklich so), die Rebecca Nelson nicht nur stimmlich als herrlich-überdrehte, böse Zicke zeichnet.
Lukas Karzel und Stefan Bleiberschnig bewähren sich als Virginias eher wilde Brüder; Birgid Steinberger ist als Stimme von Virginias toter Mutter gut hörbar. Als Virginias Vater zeigt der Einspringer Reinhard Mayr, dass er diese Partie schon seit der Uraufführung gut drauf hat. Berechtigter Jubel.
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