Sie waren vor Ihrer Karriere als Kabarettist als Bauleiter tätig. Was konnten Sie von dieser Zeit fürs Leben lernen?
Auf der Baustelle erfährt man eine gewisse Erdung, die Bodenhaftung fürs Leben mitgibt. Bei meiner letzten Baustelle waren über 180 Menschen aus aller Welt mit verschiedenen Glaubensrichtungen und Weltansichten gleichzeitig beschäftigt. Dabei war klar: Jeder muss Rücksicht auf den anderen nehmen. Das ist etwas, was mir in der Gesellschaft abgeht. So bald wir beginnen, Menschen aus der Gesellschaft auszugrenzen, sie stigmatisieren, ihnen nicht mehr zuzuhören, dann kommt der Motor ins Stottern, greift ein Zahnrad nicht mehr ins andere. Als Bauleiter musste ich dafür sorgen, dass alles rund läuft, die Rahmenbedingungen stimmen, damit jeder seine Arbeit so gut wie möglich erledigen kann. Solche Bauleiter wünsche ich mir auch auf politischer Ebene.
Wenn wir schon beim Wünschen sind: Was wünschen Sie sich noch von der Politik?
Ich wünsche mir, dass endlich wieder einmal eine Politikerin oder ein Politiker richtig abbiegt – und zwar weder nach links noch nach rechts, sondern in Richtung logische Problemlösung und Zukunftstauglichkeit. In Richtung Kompetenz, Rückgrat, Mut und Haltung. Vor lauter U-Ausschüssen bleibt kaum noch Zeit für wichtige Themen. Ich würde mir auch wünschen, dass jemand, der ein Ministeramt bekleidet, eine Ahnung von der Materie hat und persönlich dafür haftet, was er entscheidet. Das sollte doch ein persönlicher Grundzugang sein: Jede Postenbesetzung sollte aufgrund von Kompetenz basieren und nicht aufgrund der richtigen Seilschaften.
Laut Umfragen sind die Österreicher chronisch unzufrieden: mit der EU, Integration, Politik, dem eigenen Leben. Dabei leben wir in einem der sichersten und reichsten Länder der Welt. Was läuft da falsch?
Es ist vieles zum Selbstverständnis geworden. Zum Beispiel die Qualität der öffentlichen Verkehrsmittel in Wien: Wenn man einmal nicht drei, sondern sechs Minuten auf die nächste U-Bahn warten muss, sind viele empört. Dieses Beispiel kann man auf viele Bereiche des Lebens umlegen.
Braucht es die von der ÖVP ins Spiel gebrachte Leitkultur, um das Zusammenleben besser zu regeln?
Anstand und Respekt vor den anderen bräuchte es. Und zwar von allen. Wie auch immer der Verkaufsschlager dazu genannt wird. Traurig, dass diese Tatsache offensichtlich kein Selbstverständnis ist.
Im Herbst wird gewählt. Laut den Umfragen liegt die FPÖ an der Spitze. Was sagen Sie dazu?
Wenn nach den Wahlen die FPÖ an der Spitze liegt, dann wollten das viele Menschen so. Das nennt man Demokratie. Ob mir das gefällt oder nicht. Es wird niemand gezwungen, die FPÖ zu wählen. Wenn die Wählerinnen und Wähler in diese Richtung tendieren, könnte es auch sein, dass die andere Richtung vielleicht ihrer Hausaufgaben nicht erledigt hat. Ich erkenne auch eine gewisse Politikverdrossenheit bei den Menschen, habe das Gefühl, dass viele Politiker den Kontakt zu den Menschen mittlerweile komplett verloren haben. Es gibt keine einfache Lösung, auch wenn Ihnen das einige Politiker versprechen. Nur dürfen wir nicht vergessen. Der Politiker geht. Die Gesellschaft bleibt.
Was wäre ein möglicher gemeinsamer Nenner für ein gutes Miteinander?
Wenn wir uns auf die Zehn Gebote einschleifen, würde das reichen. Auch das Sprichwort: Was du nicht willst, das man dir tut, das füg’ auch keinem anderen zu, wäre passend. Wenn wir das auch nur zu einem Bruchteil einhalten würden, hätten wir eine andere Welt. Ansonsten: Mensch bleiben.
Wie schwierig ist es mittlerweile geworden, niemanden mit seinen Pointen persönlich zu beleidigen?
Ich will generell niemanden verletzen. Das ist eine Lebenseinstellung, doch Emotionen sind mir bei meinen Programmen schon sehr wichtig. Ich gendere in meinen Programmen auch nicht. Diese Gender-Debatte lenkt meiner Meinung nur von den wirklichen Problemen ab. Nämlich davon, dass Frauen in Österreich immer noch weniger verdienen als Männer. Diese Diskriminierung könnte man mit einem Gesetzesbeschluss schnell und einfach lösen. Aber niemand greift das an, wobei dagegen ja keine Partei etwas haben kann – vor laufender Kamera.
Ich denke, wir befinden uns gerade in einer sehr sensiblen Umbruchzeit. Blödheiten ziehen die Sache jedoch ins Lächerliche. Das Dümmste, was ich in diesem Zusammenhang bis jetzt gehört habe, war „Samenspenderin“. Die gibt es meines Wissens noch nicht.
Erreichen Sie auch böse E-Mails von Besuchern?
Natürlich. Ich schreibe auch meistens zurück. Lieber spreche ich jedoch mit den Menschen unter vier Augen. Ich stehe dem Publikum nach der Vorstellung gerne für Gespräche zur Verfügung. Das miteinander reden, sich austauschen wird aber leider immer weniger.
Welche Kritik an Ihrem Programm ist Ihnen noch in Erinnerung?
Es ging da um die Szene mit dem kleinen Emil, der jetzt gerne eine kleine Hannah wäre. Eine Besucherin hat sich nach der Vorstellung darüber aufgeregt. Ich habe ihr dann gesagt, dass es für mich völlig in Ordnung sei, wenn sich jemand als Mann oder Frau nicht wohlfühlt. Der Hintergrund für diese Szene in meinem Programm war ein Gespräch mit einer Lehrerin in der Oberstufe, die mir erzählt hat, dass alle zwei, drei Wochen eine Schülerin oder ein Schüler zu ihr kommt, um das im Klassenbuch eingetragene Geschlecht zu ändern. Die Fragen, die sich mir dabei aufdrängt: Ist das neu oder gab es das auch schon in meiner Schulzeit? Ist es gerade modern oder stecken so viele Menschen tatsächlich im falschen Körper? Aber wer das kritisch hinterfragt, wird schnell als Ewiggestriger abgestempelt.
Auf der Bühne reicht Ihnen ein Tisch zum Abstellen eines Glases. Warum keine Video-Einspieler, keine Musik?
Die Gitarre habe ich weggelassen, weil mein Techniker und ich mit Motorrad zu den Vorstellungen fahren wollten. Mit Gitarre – schwierig. Ich genüge mir auf der Bühne. Am Ende des Tages muss ein gutes Kabarettprogramm überall funktionieren. Als Bühnenlicht sollte auch ein Baustellenscheinwerfer reichen.
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