Durch Frankreich mit den Augen Maigrets

"Menschen, wie sie überall lebten": Eine Brasserie im Pariser Arbeiterviertel Belleville
Eine von Simenon inspirierte Reise durch das Frankreich der Zwischenkriegszeit.

Das Bistro, in dem Maigret saß, wirkte solider. Es war das tägliche Leben. Kleine Leute, gewiss, aber es gibt mehr kleine Leute als andere, auch wenn sie weniger auffallen, sich dunkel kleiden, weniger laut sprechen. George Simenon, "Maigret zögert"

Das Leben George Simenons war glamouröser als jenes von Kommissar Maigret. Er entwickelte sich vom Konditorlehrling zum Lokalreporter und manischen Schreiber, dem die Schriftstellerin Colette den letzten, entscheidenden Schliff verlieh. Ein fotografierender Weltreisender, der Farmer in Connecticut und später Villenbesitzer in der Schweiz wurde, wo er 1989 starb. Dazwischen gastierte der 1903 geborene Belgier als Präsident der Jury bei den Internationalen Filmfestspielen von Cannes. Privat wechselte er schon als junger Mann mühelos zwischen dem Leben als braver Familienvater und jenem des schneidigen Liebhabers, unter anderem der Tänzerin Josephine Baker. Das Künstlerleben imponierte dem jungen Simenon – ganz im Gegensatz zu seinem Kommissar Maigret, dem die einfachen Leute sympathischer waren, der die Vorlieben der Durchschnittsbürger teilte und der lieber in Brasserien als in schicke Bars ging.
Durch Frankreich mit den Augen Maigrets
Buch: Maigrets Frankreich Achtung: Die Bilder dürfen nur KLEINER als 1/4 -Seite abgedruckt werden Honorarfrei nur in Zusammenstellung mit Buchvorstellung
Im Frühjahr 1928 kaufte der 25-jährige Journalist und aufstrebende Autor, der sich damals noch "Georges Sim" nannte, ein Boot: Auf ihm befuhr Simenon, an Bord seine Frau Régine samt Hund Olaf, ein halbes Jahr die Flüsse und Kanäle Frankreichs. Die Bilder, die sich auf dieser Reise einprägten, wurden die Schauplätze seiner ersten "Maigret"-Romane. Die Flüsse und die Dorfplätze, die Kneipen an der Seine, die alten Männer in den einfachen Bistros und die Kinder auf ihren Fahrrädern: Alles wurde zur Kulisse. Was Simenon ab den 1930ern in Worte fasste, fingen zur selben Zeit junge Fotografen wie Brassaï, Henri Cartier-Bresson oder Robert Doisneau ein: Ihre Bilder lassen, unterlegt mit Texten von Georges Simenon, Maigrets Frankreich der einfachen Leute wiederauferstehen.

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