Gemischte Platte: Douglas Greed, Other Lives, Ghostpoet und Mark Lanegan
Der Wahlberliner Douglas Greed stellt seine Ängste und Zweifel in den Mittelpunkt seines neuen Albums: "Angst". Da Greed kein Singer-Songwriter, kein bärtiger Folkie ist, der mit Gitarre seinen Kummer beweint, sondern ein Techno-Produzent, klingt das Resultat mehr nach Party als nach Depression. Die Beats peitschen die Gastsänger nach vorne, Synthesizer vermitteln Emotionen und Greed lässt seiner Affinität für große Popmomente freien Lauf. Klingt ein bisschen nach Fritz Kalkbrenners letztem Album „True Colours“, nur besser.
Other Lives: For Their Love
Die US- Indie-Band erinnert sich auf ihrem neuen Album soundtechnisch an die 1960er-Jahre, wo Hippies LSD zum Frühstück naschten und Lee Hazlewood mit Nancy Sinatra einen „Velvet Morning“ verbrachte. Dafür verzichteten Other Lives auf den zuletzt forcierten Einsatz von elektronischen Hilfsmitteln. „For Their Love“ ist eine Rückbesinnung auf das Wesentliche (Gitarre, Bass, Schlagzeug) – angereichert mit Streicherarrangements à la Ennio Morricone. Dabei fallen einige tolle Songs ab: „Lost Day“ zum Beispiel. Weise
Mark Lanegan: Straight Songs of Sorrow
Der US-Schmerzensmann mit dem dunklen Bariton reicht nach seinen Memoiren die dazu passenden Lieder. Es geht um Kindheitserinnerungen, um verflossene Lieben und andere seelischen Wunden, die der Ex-Sänger der Screaming Trees und das Kurzzeitmitglied der Queens of the Stone Age gerne mit Drogen behandelt hat. Jeder Song auf „Straight Songs of Sorrow“ ist ein vertontes Schlüsselerlebnis aus seinem Leben. Was zwar nach einem guten Konzept klingt, ist in der Ausführung aber mangelhaft.
Ghostpoet: I Grow Tired But Dare Not Fall Asleep
Das Licht am Ende des Tunnels? Es war nie da. Der britische Spoken-Word-Künstler Obaro Ejimiwe stellt die gerade wieder aufflammende Weltuntergangsstimmung (Brandbeschleuniger: Corona), die Ängste und Lügen der Gegenwart in den Mittelpunkt seiner neuen Songs. Bei seinen giftigen Vorträgen setzt er auf vielfältige Sounds: Sirenen heulen, Gitarren ziehen Feedbackschleifen und werden von einem schweren Bassriff davon gejagt: „I am alive… I wanna die“. Ein Album als Zeitzeuge.
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