"Geld, Ehre, Liebe – alles ist miteinander verknüpft"

Die Berliner Regisseurin Kartin Plötner inszeniert Lessings "Minna von Barnhelm" in St. Pölten
Die Berliner Regisseurin Katrin Plötner erzählt, wie sie lernte Lessing zu lieben.

Klassiker, sagt Katrin Plötner, liegen ihr aus vielen Gründen. Einerseits wegen der starken Sprache, die schon per se den Abend trägt, andererseits weil deren Themen meist über Alltagsprobleme hinauswachsen. "Die Dimensionen sind größer und das interessiert mich mehr als ein auf Soap-Niveau heruntergekochtes Beziehungsstück."

Krieg und Versehrtheit, Liebe, Ehre und Geld – darum geht es in Lessings "Minna von Barnhelm", das die 29-jährige Berliner Regisseurin nun im Landestheater St. Pölten inszeniert.

Katrin Plötner gilt als eines der herausragendsten Talente des deutschsprachigen Theaters: 2012 wurde sie von der Fachzeitschrift Theater heute unter die drei wichtigsten Absolventen der letzten 10 Jahre der Universität Mozarteum Salzburg gereiht. Sie inszenierte unter anderem am Münchner Residenztheater und führt nach einer Corneille-Inszenierung 2013 nun zum zweiten Mal in St. Pölten Regie.

Minna von Barnhelm hält sie für ein sehr zeitloses Stück, tragisch, witzig und spannend bis zum Schluss.

Plötner und Lessing, das war allerdings keine Liebe auf den ersten Blick: "Ich habe Minna von Barnhelm in der Schule gelesen und sehr gelitten. Lessing ist sehr moralisch, kann sehr belehrend sein. Da muss man sich herantasten, in der Schule wurde das sehr schnell abgehandelt. Jetzt, wo ich es wiedergelesen habe, hat es mich sehr berührt, denn es geht um zwei Menschen, die darum ringen, ihre eigenen Ansprüche an Beziehung und Partnerschaft durchzusetzen."

(K)eine Komödie

Dass Minna von Barnhelm als "Komödie" bezeichnet wird erschließt sich aus dem Plot nicht sofort: Angesiedelt im Siebenjährigen Krieg, handelt das Stück von einem Kriegsheimkehrer, der sich, völlig verarmt und des Betrugs verdächtigt, der Liebe seiner Verlobten nicht mehr würdig sieht. "Das Stück trägt viele tragische Momente in sich. Tellheim ist psychisch und körperlich verletzt aus dem Krieg zurückgekehrt und wird sozial geächtet. Komisch wird es da, wo klar wird, dass Minna ihre eigene Intrige spinnt."

Und darin liegt auch die Modernität dieses 250 Jahre alten Stücks: "Minna hat klare Vorstellungen von Partnerschaft und will ihren Verlobten auch dahin führen. Insofern ist sie eine sehr emanzipierte Figur. Sie überprüft ganz genau, ob sie diesen Mann wirklich will. Sie spielt ihm einen Streich um zu prüfen, worum es ihm eigentlich geht. Um Anspruch, Status, Ehre? Oder geht es ihm um Liebe? Sie kämpft um die Beziehung. Sie weiß, was sie will."

Liebe, Ehre und Geld: Lessing thematisiert hier drei untrennbare Begriffe. "Geld definiert alle zwischenmenschlichen Beziehungen. Geld, Ehre, Liebe – alles ist miteinander verknüpft."

Kommentare