"Vielleicht bin ich nur eine Ente, aber …" Donald Duck wird 90
Er ist von den beiden berühmtesten Donalds entschieden der sympathischere. Donald Duck hat auf dieser Welt garantiert mehr Fans als Donald Trump. Dass der Star aus Walt Disneys Comic-Fabrik heute seinen 90. Geburtstag feiert, sieht man ihm nicht an. Genau genommen ist die Ente im Matrosenanzug so jung geblieben, wie sie immer war.
Donald Duck erblickte das Licht der Welt am 9. Juni 1934 in dem musikalischen Zeichentrickfilm "Die kluge kleine Henne", damals noch als Nebenfigur an der Seite seines um fünf Jahre älteren Freundes Micky Maus. Zum Mittelpunkt einer eigenen Serie wurde Donald dann 1937. Und von da an ging’s steil bergauf mit der Karriere des Erpels, der für viele die absolute Lieblingsfigur im Disney-Universum ist.
Prominente Ente
Wer aber ist Donald Duck? In einer Kurzbeschreibung für Anfänger könnte man die prominente Ente als zuweilen cholerischen Pechvogel bezeichnen, der keinem geregelten Beruf nachgeht und am liebsten in einer Hängematte ruht. Geboren in der fiktiven Stadt Entenhausen, im Original Duckburg, verehrt der liebenswerte Faulpelz seine Dauerverlobte Daisy, um die sich auch sein Cousin Gustav Gans bemüht. Zur Familie gehören weiters Donalds Eltern, seine Oma und seine Neffen Tick, Trick und Track sowie als weitere Figuren die Panzerknackerbande und der verschrobene Erfinder Daniel Düsentrieb.
Infolge seiner Faulheit ist der 110 cm große Donald immer in Geldnöten. Und hier kommt sein ebenso reicher wie geiziger Erbonkel, der milliardenschwere Dagobert Duck, ins Spiel, von dem er sich zuweilen Geld leiht oder für niedrige Dienste herangezogen wird.
Der „Donaldismus“
Die Disney Cartoon Studios, in denen der „Donaldismus“ erdacht wurde, standen in der Entstehungsphase der Entenfamilie vor 90 Jahren eher noch am Anfang ihrer kreativen Geschäftstätigkeit. Walt Disney und sein Bruder Roy hatten die Firma 1923 mit 40 Dollar in der Tasche gegründet. 1925 entstand in ihrem winzigen, ebenerdig gelegenen Atelier die Figur Micky Maus, die Walt Disney weltberühmt machte. Zuerst als Zeitungscartoon, später auf der Leinwand. Auf Micky folgten der Kater Karlo, Goofy, Pluto und schließlich Donald Duck.
Doch so populär die Figuren auch waren, spielten sie lange Zeit nicht genügend Geld ein, um die teuren Animationen zu finanzieren, da Kurzfilme in den Kinos lediglich als Vorprogramm liefen und schlecht bezahlt wurden. Erst als Disney abendfüllende Trick- und Spielfilme, Musicals und Fernsehshows produzierte, wurde das Unternehmen zum Millionengeschäft.
Erfinder und Zeichner
Walt Disney und sein Team haben Donald Duck zwar erfunden, die meisten Zeichnungen stammen jedoch von dem kongenialen Cartoonisten Carl Barks. Reich ist der mit seinen Meisterwerken nicht geworden, denn Walt Disney, der als ähnlich sparsam galt wie Dagobert Duck, zahlte Barks lange ganze 85 Dollar pro Woche.
Der Enterich sah anfangs etwas anders aus, seine Physiognomie wurde 1936 verändert, die Augen vergrößert und der Schnabel kürzer, wodurch Donald offener und sympathischer wirkte. In einem Interview mit dem Magazin Der Spiegel erklärte der bereits pensionierte Carl Barks 1994, wie seine 35.000 Zeichnungen der Donald-Duck-Sippe entstanden sind: „Also, heute schickst du die Enten auf hohe See“, schlug er sich selbst vor. „Ich zeichne ein Schiff, hohe Wellen, Sturm, Masten, zerfetzte Segel – und habe so die Grundsituation für ein neues Abenteuer geschaffen.“ In anderen Episoden schickte Barks den arbeitslosen Donald ins Weltall, in den Dschungel, an den Nordpol, auf Schatzsuche, setzte ihn als Geheimagent oder Schlangenbeschwörer ein.
„Ich bin menschlich“
In dem 1941 gedrehten Trickfilm Early to Bed hat sich Donald selbst so beschrieben: „Vielleicht bin ich nur eine Ente, aber ich bin menschlich.“ Genau dieses Menschlichsein ist wohl das Geheimnis seines Erfolgs, der ihm 1943 einen Oscar und 2004 einen Stern am Hollywood Walk of Fame einbrachte. Den Oscar bekam Donald für den Film "The Fuehrer’s Face", den Hollywood als Propaganda gegen Hitler und das Dritte Reich einsetzte.
Mister Duck schaffte es sogar, die populäre Micky Maus an Beliebtheit zu überflügeln. Allerdings wird der faule Donald nicht überall und uneingeschränkt geliebt. Im Finnland der 1970er-Jahre etwa wurden seine Zeichnungen verboten, weil er mit seiner Dauerfreundin Daisy in wilder Ehe lebte.
Aber so tugendhaft wie der „andere Donald“ ist die lustige kleine Ente noch lange.
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