Der 16. Oktober 1923 gilt als Geburtstag der Disney-Company, unterschrieb der Zeichner an diesem Tag doch seinen ersten Hollywood-Vertrag. Wobei alles wohl schon viel früher begonnen hat – als der kleine Walter Papierblöcke erhielt und sich für das Zeichnen des Pferds des Nachbarn fünf Cent verdiente. Anfangs hat er alles selbst gemacht – Comics gezeichnet, Trickfilme entworfen und produziert. Eine Skizze aus dem Jahr 1928 ist die früheste erhaltene Zeichnung von Mickey Mouse. Bald folgten Goofy, Bambi, Pinocchio, Dumbo ...
Und natürlich Donald Duck. "Der war die Integrationsfigur für den Every-day-american – ein cholerischer Charakter, der auch von Pech verfolgt wird und nicht so perfekt wie Mickey Mouse ist", erzählt der Filmhistoriker Stefan Schmidl. Walt hatte inzwischen zwei Buchstaben seines Vornamens verloren und war der „Märchenonkel“ der Nation. Seine Filme waren angeblich unpolitisch, in Wahrheit tendierte der Linkshänder nach rechts.
Auch Adolf Hitler sei ein großer Disney-Fan gewesen: „Der Führer war von den Mickey-Mouse-Filmen ganz begeistert und ließ sie sich auf dem Obersalzberg vorführen“.
Krieg als Rettung
Und so gehörte Deutschland lange zu den profitabelsten Märkten für den Konzern. Mit dem Krieg wurde Disney vom Weltmarkt abgeschnitten. Gelder aus Europa blieben aus, die Firma war bald vollkommen marode. Als 1941 ein Streik die Filmproduktion monatelang lahmlegte, schien das Ende gekommen.
Schmidl: „Es klingt verrückt, aber der Pearl-Harbor-Angriff war die Rettung“. Die USA stiegen in den Krieg ein. „Regierungsaufträge kamen herein und Disney produzierte Lehrfilme für das Heer.“ Und Anti-Nazi-Kriegspropaganda – mit Donald, dem Every-day-american, als Helden, der die Kriegsbegeisterung der Amerikaner hochhalten sollte.
Nach dem Krieg unterstützte Disney eine ganze Reihe konservativer Republikaner und versorgte J. Edgar Hoover mit Infos über kommunistische Umtriebe in der Filmindustrie. Nach außen gab er sich gerne als gläubiger Durchschnittsamerikaner, der von Politik keine Ahnung hatte.
Immer wieder gelang es ihm, seine Weltanschauung auf Film zu bannen. Und das nachhaltig: Der universelle Disney-Stil funktioniert weltweit, unabhängig von Sprache und Kultur. Das nutzte Disney.
Und weil die gesellschaftspolitische Relevanz des Disney Konzerns bis heute groß ist, ließ Kritik nicht auf sich warten: Schwarze Menschen würden in älteren Zeichentrickfilmen als Clowns lächerlich gemacht, „Aladdin“ spiele mit Stereotypen von Menschen aus dem arabischen Raum und sexistische Darstellungen in Disney-Filmen wirken bis heute nach, lauten die Vorwürfe. Heute sei das alles ganz anders, sagt Schmidl: „Man ist politisch sehr korrekt – und gleichzeitig extrem konservativ.“
Kommentare