Brad Pitt wieder als "Kraut-Killer"

„Wardaddy“ Brad Pitt (Mitte) befehligt eine US-Panzertruppe, die sich durch Nazi-Deutschland pflügt
Im April 1945 metzelt sich eine zynische US-Panzereinheit durch Nazi-Deutschland.

Der Zweite Weltkrieg ist derzeit großgeschrieben im Hause Pitt-Jolie. Während sich Angelina Jolie mit ihrem Kriegsdrama "Unbroken" für den Oscar-Aufmarsch rüstet, kämpft auch Ehemann Brad Pitt an der Kriegsfront. Diese verläuft mitten durchs Herz von Nazi-Deutschland – und gewinnt vielleicht ebenfalls eine Schlacht im Kampf um die Oscars.

"Herz aus Stahl", der erste große Big-Budget-Film von Regisseur David Ayer ("Training Day") bietet Brad Pitt eine veritable Nachfolge-Rolle als "Kraut"-Killer seit Tarantinos Nazi-Farce "Inglourious Basterds". Seit damals hat Pitt auch seine Deutschkenntnisse um einiges verbessert. Mittlerweile kann er schon Sätze sagen wie "Was ist Ihre Lieblingsfarbe?" und: "Sind Sie ein guter Tänzer?"

Natürlich gibt es auf solche Fragen an gefangene SS-Männer keine richtigen Antworten, und Pitt als Befehlshaber einer fünfköpfigen US-Panzereinheit will sie auch gar nicht hören. Seine Mission besteht darin, in den letzten Kriegstagen im April 1945 noch möglichst viele Nazis zu metzeln.

Grimmig

Brad Pitt wieder als "Kraut-Killer"
Fury - Filmseite

Auf dem Weg nach Berlin pflügen amerikanische Einheiten durch eine verwüstete deutsche Provinz. Ayer drehte auf analogem Filmmaterial, vermied die Wackelkamera und bewies ein scharfes Auge für grimmige Details: In zerschossenen Dörfern hängen junge deutsche Frauen und Kinder am Baum, aufgehängt von den Nazis, weil sie den Kriegsdienst verweigerten. Auch Brad Pitts erster großer Leinwandauftritt spart nicht mit Brutalität: In einem Überraschungsangriff springt er hinter seinem Panzer hervor, reißt einen deutschen Feind vom Pferd und zersticht ihm mit dem Messer das Gesicht.

Als hartgesottener "Wardaddy", dessen letztlich edles Herz aber unverkennbar durch die Uniform leuchtet, hält Pitt seine Männergruppe mit strenger Hand zusammen. Als ein junger, ungeschulter Soldat (Logan Lerman) seiner Einheit als Panzerfahrer zugewiesen wird und Anflüge von Mitleid mit dem Feind zeigt, zwingt er ihn höchstpersönlich zur Tötung eines deutschen Gefangenen.

Überhaupt unterläuft Ayer zumindest zu Beginn von "Fury" – der "Wut"-Name ziert das Panzerrohr – das Bild des honorigen US-Soldaten. Pitts Einheit ist eine wüste Truppe zynischer Burschen – darunter ein unerträglich pathetischer, Bibelspruch-zitierender Shia LaBeouf – die auch gerne mal mit Fußtritten kommunizieren. Pitt selbst kommandiert die Leinwand souverän und gefällt sich sichtlich in der Rolle des martialischen Rohlings mit Hang zum Heldentum.

Im letzten Drittel macht "Fury" eine scharfe Kehrtwendung Richtung Glorifizierung von unglaubwürdigem und vor allem unsinnigem US-Draufgängertum. Und so zerkocht sich am Ende räudiger Kriegsrealismus in weinerlicher Männerfreundschaft und nobler Gesinnung.

KURIER-Wertung:

INFO: "Herz aus Stahl". Kriegsdrama. GB/CHN/USA 2014. 123 Min. Von David Ayer. Mit Brad Pitt, Logan Lerman.

Brad Pitt wieder als "Kraut-Killer"
Logan Lerman (li.) muss noch viel lernen 
Brad Pitt wieder als "Kraut-Killer"
Brad Pitt in "Fury"
Brad Pitt wieder als "Kraut-Killer"
April 1945: Die Alliierten starten im Zweiten Weltkrieg ihre finale Offensive gegen Nazi-Deutschland.

"Wie heißen Sie?" "Edward Snowden." "Können Sie das buchstabieren?"

Heute kann das jeder im Schlaf buchstabieren, doch im Juni 2013, in einem Hotelzimmer in Hongkong, hatte noch nie jemand von ihm gehört. Unter dem Codenamen "Citizenfour" hatte Snowden verschlüsselte eMails mit Geheimdokumenten des US-Geheimdienstes NSA versendet. Nun zeigte er erstmals sein Gesicht. Dokumentaristin seiner bannbrechenden Enthüllungen der NSA-Abhörmethoden ist Laura Poitras, jene US-Filmemacherin, die Snowdens eMails erhalten und das Treffen – mit Glenn Greenwald von The Guardian – organisiert hatte. Poitras’ brisante Doku – der dritte Teil einer Trilogie über die USA nach 9/11 – baut sich auf wie ein bleicher Thriller: In verhaltenen Farben, die an die Verschwörungsfilme der 70er-Jahre erinnern, erzählt sie von einer Überwachungsgesellschaft und deren Geheimagenten. Zu den intensivsten Szenen gehören zweifellos die Interviews mit Edward Snowden selbst: Wer dieser Mann ist und was ihn antreibt, bleibt rätselhaft. Aber man kann ihm dabei zusehen, wie er seine gesamte Existenz den Journalisten in die Hände legt.

KURIER-Wertung:

INFO: "Citizenfour". Doku. USA 2014. XY Min. Von Laura Poitras. Mit Edward Snowden, Glenn Greenwald, William Binney.

Ein Interview mit Regisseurin Laura Poitras finden sie hier.

Brad Pitt wieder als "Kraut-Killer"
Edward Snowden (li.) im Gespräch mit Glenn Greenwald

Die Geschichte ist wahr: Marie Heurtin, das taubstumm und blind geborene Mädchen aus der französischen Provinz, lebte wirklich und wurde von seinem Vater in ein Kloster gebracht. Ein verstörtes Wesen, unfähig zu jeder Kommunikation. Die schwere Behinderung Maries überforderte die Menschen im 19. Jahrhundert.

Nur Marguerite, eine der Nonnen, nahm sich des Mädchens an und brachte es zuwege, dass Marie sich mitzuteilen lernte. Isabelle Carré als Nonne und Ariana Rivoire als Marie machen dieses Historiendrama zu einem eindrücklichen Ereignis ohne Pathos. Sehenswert.

KURIER-Wertung:

INFO: "Die Sprache des Herzens". Historiendrama. F 2014. 98 Min. Von Jean-Pierre Améris. Mit Ariana Rivoire, Isabelle Carré.

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"Die Sprache des Herzens"

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