Franz Welser-Möst: Zum Auftakt gleich ein Hit

Franz Welser-Möst präsentierte sich mit „seinem“ Cleveland Orchestra in Wien in absoluter Top-Form.
Franz Welser-Möst und das Cleveland Orchestra im Wiener Konzerthaus.

Es weht wirklich ein frischer Wind im Wiener Konzerthaus. Mit sehr persönlichen Worten begrüßte Intendant Matthias Naske das Publikum zum Saisonauftakt. Und er streute verbal auch seinen Gästen aus Amerika Rosen.

Diese Gäste – das renommierte Cleveland Orchestra – dankten Naske auf ihre Art: Mit einem Konzert der Extraklasse. Auch, weil Clevelands Chefdirigent und Wiens Ex-Generalmusikdirektor Franz Welser-Möst die technische Perfektion seines Klangkörpers perfekt ausspielen konnte, weil Werke von Johannes Brahms und Jörg Widmann in einer selten gehörten Plastizität erfahrbar wurden.

Höchste Qualität

Welser-Möst sorgte bei der "Tragischen Ouvertüre" von Brahms für ein kompaktes, stringentes Klangerlebnis, kostete auch bei dessen vierter Symphonie die großen melodischen Bögen aus. Sicher: Der in Wien nach seinem Abgang von der Staatsoper bereits nach Konzerten im Musikverein demonstrativ bejubelte Maestro vermeidet auch bei Brahms jeden Anflug von Sentiment oder gar Kitsch. Sein Brahms hat Kraft, Energie und strahlt schnörkellos in den schönsten Klangfarben. Und über die Qualität des Cleveland Orchestra (an allen Pulten!) kann man nur dankbar staunen. Ein Top-Ensemble, das inzwischen zu den absolut besten der Welt zählt.

Das bewiesen Dirigent und Orchester auch bei Jörg Widmanns grandiosem Orchesterstück "Teufel Amor" – einem "sinfonischen Hymnos nach Schiller". Das 2009 für die Wiener Philharmoniker komponierte und von diesen auch uraufgeführte Werk besticht durch seine "Hörbarkeit" im besten Sinne des Wortes. Widmann zeigt hier, welch Meister im Aufbau von Strukturen er ist, die aber niemals Selbstzweck werden. "Teufel Amor" ist ein extrem dramatisches, feines, vielschichtiges, an Zitaten reiches, dabei höchst emotionales Stück, das in den Bann zieht und vom Cleveland Orchestra und Welser-Möst mit größter Hingabe, ja fast Liebe realisiert wurde. Der finale Jubel war somit mehr als gerechtfertigt.

Die Europa-Tournee des Cleveland Orchestra mit Franz Welser-Möst führte die Musiker in sieben Städte und darf als voller Erfolg betrachtet werden.

KURIER-Wertung:

Der Name ist Programm. Unter dem Titel "Meisterwerke" gastieren die Wiener Philharmoniker im Rahmen eines neuen Zyklus’ in dieser Saison im Konzerthaus.

Los geht es am 25. November mit einem reinen Schostakowitsch-Abend unter der Leitung von Semyon Bychkov und mit dem Pianisten Kirill Gerstein als Solisten. Am 6. Dezember ist dann der philharmonische Kontrabassist Ödön Rácz als Solist zu erleben; Michael Tilson Thomas dirigiert Werke von Vanhal und Mahler.

Dirigent Daniele Gatti ist am 11. Februar 2015 am Pult der Philharmoniker zu Gast; Symphonien von Brahms stehen auf dem Programm.

Am 9. Mai kommt Daniel Harding, der im Rahmen eines Festwochen-Konzertes die österreichische Erstaufführung eines Olga-Neuwirth-Stücks sowie Mahlers "Lied von der Erde" interpretieren wird. Solisten sind der Tenor Klaus Florian Vogt und der Ausnahme-Bariton Matthias Goerne.

Das orchestrale Finale des neuen Zyklus’ bestreitet am 28. Mai Sir Simon Rattle mit einer Zusammenstellung von Orchesterstücken Joseph Haydns und mit Claude Viviers "Lonely Child". Solistin ist hier die grandiose Sopranistin Barbara Hannigan.

Nicht die Wiener Philharmoniker, sondern ein Meister des Klaviers beschließt die Konzertreihe: Am 10. Juni spielt Pianist András Schiff Stücke von Haydn, Mozart und Schubert.

www.konzerthaus.at

Kommentare