Wien trifft Los Angeles
![Kopie von Kopie von SFDW Gauger 3. Wattgasse 67 10x10cm 300dpi.png Wien trifft Los Angeles](https://image.kurier.at/images/cfs_landscape_616w_347h/1654329/SFDW%252BGauger%252B3.%252BWattgasse%252B67%252B10x10cm%252B300dpi.png)
Mit jedem geschlossenen Geschäft verliert die Fassade eines Hauses, das städtische Bild, einen Teil ihres individuelles Gesichts. Zurück bleiben verblasste Neonschriften, verschmierte Rollläden, mit Plakaten verklebte Schaufensterflächen, Löcher im und Spuren am Verputz. Zum Glück kümmern sich neuerdings einige Menschen um solche alten Geschäftsbeschriftungen, retten sie vorm Müll und dokumentieren sie für die Nachwelt. Während Roland Hörmann und Birgit Ecker die historische Schriftzüge abmontieren, putzen und ausstellen, schwärmt Achim Gauger seit 2011 mit seiner Kamera aus und dokumentiert seine Funde unter dem Titel "ViennaCityTypeFace".
Botox für die Stadt
Jetzt sind vier Jahre vergangen und noch immer sind ihm die herzeigbaren Beschriftungen noch nicht ausgegangen. "Wien ist – noch – reich gesegnet mit diesen wundervollen Buchstaben und Schriftzügen, die sowohl grafisch als auch handwerklich mühelos hohen Ansprüchen gerecht werden." Das Verschwinden von altehrwürdigen Beschriftungen ist natürlich kein lokales, auf Wien beschränktes Problem. Es findet sich überall - ein Zeichen der Globalisierung. Mit dieser Verdrängung der lokalen Ökonomie durch internationale Konzerne verlieren Städte auch ihr Gesicht und werden austauschbar, glatter und ausdrucksloser. Botox für die Stadt.
Aus dieser Erkenntnis heraus entstand Mitte 2014 die Idee, Beschriftungen aus verschiedenen Städten gegenüber zu stellen. "Signs From Different Worlds – Vienna meets Los Angeles" nennt sich eine noch bis 7. März zu sehende Ausstellung. Im West 46, einem Projektraum für Fotografie, in der Westbahnstraße 46 dokumentieren Achim Gauger und Steven Spiegel mit ihren Fotoprojekten die sich ständig wandelnden Gesichter zwei Großstädte: Wien und Los Angeles. "Schilder der Vergangenheit" nennt Spiegel seine Arbeiten. Zu sehen sind Schilder an Bowling Bahnen, Motels, Bars, Coffee Shops, Schnapsläden. "Viele Leute nehmen diese Schilder für selbstverständlich, wenn sie vorbeifahren. Aber wenn man anfängt, nach ihnen Ausschau zu halten, dann beginnt man in eine einfachere Zeit zu blicken – eine Zeit, in der Motel-Besitzer müde Motorradfahrer mit dem einfachen Versprechen eines "Farbfernsehers" ködern konnten.
Infos: "Signs from different Worlds - Vienna meets Los Angeles", noch bis 7. März im West 46 (Westbahnstraße 46, 1070 Wien).
Zur Ausstellung gibt es auch einen Katalog, 166 Seiten, 79 Fotos, 14 Euro. Erhältlich ist er direkt bei der Ausstellung oder hier.
Kommentare