"Findet Dorie": "Ich hab was vor. Aber was?"

Die vergessliche Doktorfisch-Dame Dorie kann sich plötzlich daran erinnern, dass sie ihre Eltern verloren hat und begibt sich auf die Suche
Fortsetzung von "Findet Nemo" reicht nicht ans Original heran, ist aber trotzdem sehr unterhaltsam.

Dreizehn Jahre ist es her, dass das brillante Pixar-Studio seinen sensationellen Animationshit "Finding Nemo" landete; nun folgt die lang erwartete Fisch-Fortsetzung.

"Findet Dorie" brachte seit seinem Filmstart in den USA das Geldfass mächtig zum Überschwappen: Bislang wurde weltweit knapp eine Milliarde Dollar eingespielt. Damit gelang der Disney/Pixar-Fusion ein weiterer fetter Fang, wenngleich Doktorfisch Dorie mit der Originalität seines Vorgängers Nemo nicht mithalten kann. "Guten Tag, ich bin Dorie und leide an Gedächtnisverschwund", wiederholt die vergessliche Fischdame gefühlte 150-mal. Die blaue Dorie vergisst sogar, dass sie vergisst – und muss diese Lücken mit viel Dampfplaudern wettmachen – im Deutschen mit der charmanten Stimme von Anke Engelke.

In kleinen, psychedelischen Gedächtnisschüben beginnt sie sich schließlich zu erinnern – an ihre Eltern zum Beispiel, die sie als Kleinfisch verloren hat. Zuerst gehen ihr die Alten zwar nicht ab. Doch dann setzen die Erinnerungen ein, und sie überredet ihre Clownfisch-Freunde Marlin und Nemo, sie auf der Suche zu begleiten. Nun ist die Wahrscheinlichkeit, zwei blaue Doktorfische in einem Ozean-Erlebnis-Park auf der anderen Seite der Weltkugel zu finden, relativ gering. Doch "Findet Dorie" hält sich nicht lange mit Plausibilitäten auf. Auch der etwas eindimensionale, süßliche Findet-die-Familie-Plot hätte noch einen Hauch von Ironie vertragen.

Tintenfisch

Aber egal. Die knallbunten Farben leuchten gestochen scharf, die Animation ist wie immer erstklassig, das Witzniveau hoch. In wenigen Filmminuten durchqueren Dorie und ihre Fischfreunde den Ozean, um für den Rest des Films den Erlebnis-Park zu durchsuchen. Dort finden sich Robben mit bayerischem Akzent und eine eitle Riesenmuschel, die mit der Stimme von Nina Proll in aufpoliertem Wienerisch palavert. Damit sie auch noch in Deutschland jeder versteht.

Der lustigste Zeitgenosse in der Zoo-Anlage ist allerdings ein renitenter Tintenfisch namens Hank. Hank reibt sich in Vorfreude auf seine Pension alle Tentakeln und greift Dorie bei der Mama-Papa-Suche unter die Flossen.

Wie ein Kaugummi versteht er sich in jedes Eck zu kleben und kann dabei auch noch die Farbe wechseln.

Umsichtig füllt er Dorie in eine Kaffeekanne und transportiert sie von Becken zu Becken. Auch eine kurzsichtige Haifischdame und ein singender Wal mit Echolot-Problemen helfen Dorie. Denn: "Ich hab was vor. Aber was?"

Alexandra Seibel

INFO: USA 2016. 97 Min. Von Andrew Stanton, Angus McLane. Stimme: Anke Engelke.

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