"The Equalizer": Die Rache des Baumarkts

Der  Mann im Hintergrund: Denzel Washington mit Cloë Grace Moretz
Denzel Washington tritt als ultrabrutaler Killer gegen die Mafia an.

Tagsüber arbeitet Denzel Washington in einem Baumarkt und sortiert Heimwerkergeräte. Nachts kann er nicht schlafen. Dann setzt er sich in eine Bar und liest Cervantes und Hemingway. Oder er unterhält sich mit einer russischen Prostituierten über Cervantes und Hemingway.

Nach ungefähr einer halben Stunde – für einen deklarierten Actionthriller eine relativ lange Zeit – beginnt man sich zu fragen, ob Denzel Washington noch mehr zu bieten hat als Schichtarbeit und Literaturanalysen.

Hat er.

Der erbauliche Working-Class-Auftakt endet abrupt mit einem Flaschenzieher im Auge. Gerade noch hat Superstar Washington als Robert McCall mit sanfter Stimme Weltliteratur zitiert, schon quetscht er im nächsten Augenblick der halben russischen Mafia das Gehirn aus. Mit unerfreulicher Brutalität, die an zweifelhaften Sadismus grenzt ("In den nächsten dreißig Sekunden werden deine Organe versagen"), schlachtet er seine Widersacher ab. Und damit wir es gleich noch einmal genießen können, gibt es zehn Minuten später ein paar Rückblenden auf das Gemetzel – als ob wir es in der Zwischenzeit vergessen hätten.

Überstilisiert

Antoine Fuqua basiert seinen aufgeblasenen Thriller auf eine TV-Serie der 80er-Jahre: Darin verwandelt sich ein ehemaliger Agent der Regierung in einen privaten Racheengel. Fuqua bedient sich dazu einer barocken Bildsprache, die in ihrer Überstilisierung schwer an Musikvideos aus den Achtzigern erinnert. So lässt er Denzel Washington (mehrfach) mit wichtigtuerischem Slow-Motion-Gestus zum großen Killen antreten, als hätte er gerade eben die Zeitlupe erfunden.

Denzel Washington spielt seinen Rächer aus dem Baumarkt mit heiligem Ernst – nur noch die Bibel unter dem Arm fehlt. Doch in dem heruntergerockten Vorort von Boston, wo die Polizei so korrupt ist wie die Mafia, gibt es keine Gnade.

Apropos Baumarkt: Das große Finale endet tatsächlich zwischen den Regalen des Baumarktes und inspiriert McCall zu einfallsreichen Heimwerker-Einlagen. So drillt er seinen überraschten Gegnern die Bohrmaschine in den Schädel oder lässt sie am Stacheldraht von der Decke baumeln.

Fortsetzung folgt bestimmt.

KURIER-Wertung:

INFO: The Equalizer. USA 2014. 131 Min. Von Antoine Fuqua. Mit Denzel Washington, Marton Csokas.

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Im Kino: "The Equalizer"

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Film "Get on Up"…
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Es gibt unzählige Western, doch noch keinen mit Mads Mikkelsen und Eric Cantona. Erst eine Hommage aus Dänemark an John Ford und Sergio Leone macht es möglich. Regisseur Kristian Levring besetzte in „The Salvation“ seinen schönen Landsmann Mikkelsen (Mitte) mit der klassischen Rolle eines Mannes, der den Tod seiner Familie rächt. Als Bösewicht: Der Ex-Fussballer Eric Cantona (li.). Levrings „The Salvation“ bietet tolle Schauwerte, grenzt aber an Stilimitation.

KURIER-Wertung:

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Es gibt für Zach Braff ein Leben nach der Ärzte-TV-Comedy "Scrubs". Zehn Jahre nach seinem Regiedebüt "Garden State" legt er seinen zweiten Kinofilm vor.

"The Equalizer": Die Rache des Baumarkts
Film: Wish I was here - 2014 - Zach Braff, Kate Hudson, Jim Parsons

Braff selbst spielt Aidan Bloom. Der wäre gern ein Leinwandheld, dümpelt aber erfolglos von Casting zu Casting. Als der krebskranke, zynisch gewordene Vater (Mandy Patinkin) seine Zahlungen einstellt und für eine dubiose Therapie einsetzt, droht auch das familiäre Konstrukt zu zerbröseln. Aidan zieht seine aufgeweckten Kinder (Pierce Gagnon und Joey King) von der jüdischen Privatschule ab und unterrichtet sie zu Hause. Auch die Stimmung seiner berufstätigen Frau Sarah (Kate Hudson) hebt dies nicht gerade. Und eine Versöhnung mit dem nerdigen Bruder Noah scheint nicht in Sicht. Der vergnügt sich lieber bei der Kult-MesseComic-Con.

Tagträume

Braff inszeniert das als gefällige, teils sentimentale Mischung aus schrägem Humor und melancholischen, letztlich optimistischen Momenten. Tagträume und Fantasy-Kostüme sorgen für skurrile Szenen.

Allzu gefällig mag der Film jenen erscheinen, die Braff übelnahmen, dass er sich die Hälfte des Sechs-Millionen-Dollar-Budgets von seinen Fans holte. Die Kritik: Crowdfunding sei für die Kleinen im Business da.

Aber auch wenn der Nachfolger erwachsener wirkt als "Garden State", ist er dennoch weit entfernt von glatter Hollywoodware.

INFO: "Wish I Was Here". Tragikomödie. USA 2014. 120 Min. Von Zach Braff. Mit Zach Braff, Kate Hudson, Joey King, Jim Parsons.

KURIER-Wertung:

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Aidan (Zach Braff) auf Selbstfindungstrip. Die Kinder (Pierce Gagnon und Joey King) bleiben davon nicht verschont.
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"Wish I was here"
Der große Held ist Aidan Bloom (Zach Braff) nur in seinen Tagträumen. Im eigenen Haus in Los Angeles fühlt sich Aidan mehr als Versager, versucht er sich doch seit jeher als Schauspieler, während Ehefrau Sarah (Kate Hudson) mit einem eintönigen Bürojob die Familie über Wasser hält und Vater Gabe (Mandy Patinkin) für die Jeschiwa-Schule der zwei Kinder aufkommt. Als Aidans Vater erkrankt und für die kostspielige Schule nicht mehr aufkommen kann, beschließt Aidan, seine Kinder temporär daheim zu unterrichten - und erlangt, den Lehrplan bald verwerfend, dabei so manch eigene Lebenserkenntnis. Zur Langkritik
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Erfolglose Film-Castings: Zach Braff mit "Big Bang Theory"-Star Jim Parsons (re.). Er hatte bereits in "Garden State" einen Auftritt.
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Kein Wunder, dass dieses Casting schiefgeht. Aidan (Braff) hat nicht den geforderten Migrationshintergrund.
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Auf der Suche nach dem Schönen in einem glanzlosen Leben: Aidan (Zach Braff) und Sarah (Kate Hudson)

Dass auf seine Verfilmung des Marvel Comics "The Avengers" ausgerechnet Shakespeare folgen würde, war nicht abzusehen. Joss Whedon, Erfinder von TV-Serien wie "Buffy" und Auskenner in Sachen Horror, überrascht mit einer witzigen, modernen Low-Budget-Version von "Viel Lärm um nichts". Dazu versammelte er Bekannte aus seinem Fernseh-Umfeld und drehte in nur zwölf Tagen in seinem Haus in Santa Monica. In Schwarz-Weiß. Inspiriert inszeniert Whedon Shakespeares Liebeskomödie über Paarbildung und Intrige mit der Heiterkeit einer Sitcom und den knackigen Original-Dialogen des englischen Barden. Am Ende wird das hinterhältige Liebeskomplott nicht zuletzt dank eines einfältigen Polizisten ("Vergesst nicht, dass ich ein Esel bin") aufgeklärt. Immens unterhaltsam.

KURIER-Wertung:

Info: Viel Lärm um nichts. USA 2012. 109 Min. Von Joss Whedon. Mit Aexis Denisof, Amy Acker, Fran Kranz.

"The Equalizer": Die Rache des Baumarkts

Dass sich die junge britische Upper Class nicht nur zum Nachmittagstee trifft, diesen Verdacht hatte man schon länger. Der elitäre Kreis, der sich hier zu geheimen Orgien trifft, ist aber an Dekadenz und Überheblichkeit kaum zu überbieten. „Riot Club“ nennt sich die studentische Verbindung an der University of Oxford. Die Spitzen der Gesellschaft waren seit Jahrhunderten Teil des auf zehn Mitgliedern limitierten Burschenzirkels. Reales Vorbild soll die Dining Society „Bullingdon Club“ sein.

Nachdem wieder einmal zwei Frischlinge das derbe Aufnahmeritual - verwüstete Zimmer und Ekel-Cocktails - bewältigt haben, findet das traditionelle Dinner statt, um dem Gründer Lord Ryot aus dem 18. Jahrhundert zu huldigen. In einem Landgasthaus trifft die verdorbene, versnobbte Runde auf das so verachtete rechtschaffene Kleinbürgertum. Der explosive Cocktail aus Völlerei, Alkohol, Kokain, Hass und Geld lässt die Situation schließlich gewaltsam eskalieren.

Mehr Infos und den Trailer zum Film finden Sie hier

Kammerspiel

Die Dänin Lone Scherfig ("Italienisch für Anfänger", "An Education") inszenierte das teils kammerspielartige Sittenbild nach der Theatervorlage "Posh" von Laura Wade. Die britischen Jungstars wie Sam Claflin ("Die Tribute von Panem - Catching Fire"), Douglas Booth ("Noah") und Max Irons ("Seelen") wirken wie adrette Mitglieder eines „Club der toten Dichter“, der keine Humanität kennt. Enttäuschend kurz ist der Auftritt von „Game of Thrones“-Star Natalie Dormer als Edelprostituierte, die zu der Orgie bestellt wird.

Scherfig vermag mit der erschreckend dargestellten Gruppendynamik durchaus einen Sog zu entwickeln, letztlich wartet die Handlung aber nicht mit allzu großen Überraschungen auf. „The Riot Club“ bietet immerhin starkes Schauspielerkino, das gekonnt zwischen Mainstream und Arthouse zu vermitteln weiß.

INFO: "The Riot Club". Thriller. GB 2014. 106 Min. Von: Lone Scherfig. Mit: Sam Claflin, Douglas Booth, Max Irons

KURIER-Wertung:

"The Equalizer": Die Rache des Baumarkts
Zehn ehrenwerte junge Herren ohne Ehre: Der "Riot Club" trifft sich zur Orgie und singt dazu "God save the Queen"

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