Filmkritik zu "Phantastische Tierwesen 2": Apokalypse ohne Magie

Eddie Redmayne hat sein magisches Köfferchen immer bei sich: "Phantastische Tierwesen 2"
Konfus erzählte und überladene Fortsetzung des düsteren „Potter“-Universums im apokalyptischen Art-Deco-Paris.

Der zweite von fünf geplanten Blockbustern zur Vorgeschichte der „Harry-Potter“-Mythologie ist ein Absacker. Zwar hat wieder J.K. Rowling – wie auch bereits im ersten Teil – das Drehbuch geschrieben und „Potter“-Spezialist David Yates erneut die Bildregie übernommen. Doch selbst die talentiertesten Schauspieler – Eddie Redmayne gehört übrigens nicht dazu – können sich nicht gegen den Wildwuchs an Erzählsträngen, Schauplätzen und Rückblenden durchsetzen. Yates versteht zwar sein Geschäft als Bastler von spektakulären Spezialeffekten ganz hervorragend. Insofern kann man sich als Zuschauer wie bei einem Schaukasten die Nase plattdrücken und (neue) fantastische Tierwesen wie chinesische Drachen mit dem Schwanz einer rosa Federboa bewundern. Passend stimmungsschwer dazu auch die durchgehend düstere Art-Deco-Atmosphäre eines Paris der 1920er-Jahren, in der kein Fünkchen Hoffnung auflebt.

Reinblütig

Filmkritik zu "Phantastische Tierwesen 2": Apokalypse ohne Magie

Johnny Depp als mehliger Magier Grindelwald

Kein Zweifel: J. K. Rowling lässt unsere politische Gegenwart und deren Tendenzen zu Neo-Faschismus und Rechtspopulismus wie ein dunkle Nebelwolke über ihr Prequel hereinbrechen. Trotzdem stellt sich das Gefühl einer sonderlichen Bedrohung oder gar Spannung in ihrem plakativ gezeichneten Gut-Böse-Kosmos nicht ein.

Johnny Depp als Magier Grindelwald, der in dem eisgrauen Paris die alleinige Vorherrschaft reinblütiger Magier durchsetzen will, sieht aus, als hätte er sich wenig magisch in Mehl gewälzt. Auch die Jagd nach dem mysteriösen Credence Baribone, einer Schlüsselfigur in Grindelwalds Griff nach der Weltherrschaft, bleibt erstaunlich blutleer und vermag dramatisch nicht zu packen.

Als würde man Eddie Redmayne als verhuschtem Zoologen Newt Scamander nicht zutrauen, die sehr lange, oft stockende Handlung allein zu tragen, wird er mit zahlreichen Nebenfiguren und deren Histörchen umwölkt. Zudem ist Redmayne dann am besten, wenn er sich in guten Regie-Händen befindet. Hier jedoch neigt er dazu, die Charaktereigenschaften seiner Figur (etwa das ewige Auf-den-Boden schauen) als Ticks zu spielen, die leicht zu nerven beginnen. Am lustigsten wie immer Dan Fogler als kugeliger Muggel Kowalski, der mit seiner Freundin Queenie (der witzigen Alison Sudol) die Screwball-Anteile in der „Potter“-Apokalypse übernimmt. Wann immer er auftritt, lichten sich kurzfristig die Schatten in einem ansonsten schwerfällig gebauten Erzähluniversum, in dem man vergeblich nach dem Exit-Schild sucht.

INFO: UK/USA 2018. 134 Min. Von David Yates. Mit Eddie Redmayne, Katherine Waterstone.

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Dan Fogler (li.) als netter Muggel Kowalski

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