Filmkritik zu "Phantastische Tierwesen: Grindelwalds Verbrechen": Husch, husch ins Köfferchen!
„Ich hasse Paris“: Sogar Bösewichte wie Grundelwald sind manchmal witzig. Im mittlerweile zweiten Teil der fünfteiligen „Phantastische Tierwesen“-Reihe darf Johnny Depp als magischer Schurke Gellert Grindelwald sein wahres Gesicht zeigen. Nachdem die Fan-Unruhe über seine Teilnahme am „Potter“-Universum aufgrund von Gewaltvorwürfen seiner Ex-Ehefrau aus dem Weg geräumt waren und J. K. Rowling sich persönlich auf seine Seite gestellt hatte, bekommt Depp freie Fahrt. Die nutzt er gleich in einer vernebelten Anfangssequenz: Obgleich er mit Hilfe des verhuschten Tierforschers Newt Scamander (Eddie Redmayne) gefangen genommen worden war, kann er sich in einer soliden, wenngleich keineswegs umwerfend inszenierten Ausbruchsaktion aus einer Kutsche befreien und nach Paris reisen.
Erneut übernahm David Yates die Regie über die Entstehungsgeschichte des Harry-Potter-Lehrbuchs und taucht diesmal noch weiter ins Land der Düsternis ein. Während im ersten Teil der Spin-off-Saga besonders die bunten, phantastischen Tierwesen und ihre seltsamen Ausformungen im Mittelpunkt standen, beherrschen jetzt die machthungrigen Machenschaften von Grindelwald die Handlung.
Schauplatz ist zumeist das eisgraue Paris, wo Grindelwald („Ich hasse Paris!“) die angestrebte Vorherrschaft reinblütiger Magier durchziehen will.
Johnny Depp erinnert mit seinem mehlig-weißen Gesicht und der Igelfrisur ein wenig an Christopher Lambert in „Subway“ und kann als zauberhafter New-Wave-Punk nicht so recht als Weltenverführer punkten.
Endzeitstimmung
Ohnehin inszeniert Yates seine „Phantastischen Tierwesen“ als eine Art verlangsamtes Wundertüten-Kino, in dem man sich als Zuschauer bei jeder Szene wie bei einem Schaukasten die Nase vor den visuellen Attraktionen plattdrücken kann. Manche Bilder – etwa, wenn es schwarze Tücher regnet – gelingen Yates besser als andere. Die schwermütige Handlung in Endzeitstimmung geht stockend vonstatten und lässt die Thrillerqualität, die Produzent David Heyman im Vorfeld angekündigt hatte, schmerzlich missen. Zum Großteil besteht sie darin, den mysteriösen Credence zu finden: Sowohl Grindelwald, als auch die Gegenseite unter der Führung von Newt Scamander machen sich auf die Suche nach ihm.
„Potter“-Fans können sich auf das Auftreten von Dumbledore in Hogwarts freuen. „Austria“ hat einen Kurzauftritt als Standort von Schloss Nurmengard. Und auch der freundliche Muggel Jacob Kowalsky – schwer verliebt in Queenie Goldstein – ist wieder dabei. Unter den phantastischen Tierwesen gibt es einen interessanten chinesischen Neuzugang in Form einer pelzigen Kreatur mit dem Kopf eines Gebirgslöwen und dem Schwanz einer rosa Federboa. Bevor es in Paris größeren Schaden anrichten kann, wird es auch schon von Newt Scamander eingefangen: Husch, husch ins Köfferchen!
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