Filmkritik zu "Der Klavierspieler vom Gard Du Nord": Klavierstunden statt Haftstrafe

Talent überwindet Klassenschranken: "Der Klavierspieler vom Gard Du Nord"
Vorhersehbares Drama um einen begabten Jungen, der es aufgrund seines Talents aus der Pariser Vorstadt schafft.

Der junge Mathieu schlägt sich durch das triste Leben eines Pariser Vorortes. Er lebt bei seiner alleinerziehenden Mutter in bescheidensten Verhältnissen, dabei besitzt er ein Talent, das ihm ein anderes Leben ermöglichen könnte: Er ist ein wahrer Virtuose am Klavier. Aber aus Angst, im Kreis der Straßenkids nicht akzeptiert zu werden, hält Mathieu sein Talent geheim. Nur ab und zu spielt der hochbegabte und völlig in sich gekehrte Außenseiter in einer Pariser Bahnhofshalle Suiten von Bach. Zufällig lauscht eines Tages der Leiter eines Konservatoriums dem betörenden Klavierspiel. Er bietet Mathieu Klavierstunden an, aber dieser weist ihn ab. Bis zu dem Tag, an dem er wegen Diebstahls vor Gericht steht und niemanden hat, an den er sich wenden kann.

Der Klavierspieler vom Gare du Nord

Haftstrafe

Pierre gelingt es, dass Mathieus seine „Haftstrafe“ im Konservatorium absitzen kann. Bei der besten und strengsten Lehrerin seines Instituts. Sie soll für die Resozialisierung des Klaviervirtuosen garantieren.

Die Aufstiegsgeschichte des Jungen aus der Banlieue bleibt durchgehend vorhersehbar. Statt dramaturgischer Effekte soll offenbar Franz Liszts „Ungarische Rhapsodie“ das Publikum aufwühlen. Ganz nebenbei darf sich Mathieu auch verlieben. Den großen Fragen nach der sozialen und moralischen Kraft von Kunst geht der Film aus dem Weg. Einiges wett machen aber die großartigen Schauspieler. Wie der 21-jährige Newcomer Jules Benchetrit, Enkelsohn der Schauspiel-Legende Jean-Louis Trintignant, in der Titelrolle, der warmherzige Lambert Wilson als Leiter des Konservatoriums und Kristin Scott Thomas als „gräflich“-resolute Klavierpädagogin.

Text: Gabriele Flossmann

 INFO: F 2018. 105 Min. Von Ludovic Bernard. Mit Lambert Wilson, Jules Benchetrit.

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