In der Tradition der „Sex, Drugs & Rock'n'Roll“-Trilogie Michael Glawoggers haben Ostrowski und Helmut Köpping nun eine Tragikomödie vorgelegt, die wesentlich erwachsener ist, aber noch immer mit skurrilen Einfällen arbeitet – und mit einem starken Cast.
Doppelrolle
Allen voran Ostrowski selbst in seiner Doppelrolle, in der er zwei Brüder verkörpert, die zwar höchst unterschiedliche Leben führen, einander aber gar nicht so unähnlich sind. Anke Engelke überzeugt als Ehefrau, die zuerst konstatiert, dass der Eindringling "den Irrsinn anlockt", aber auch erkennt, dass sie einer Lebenslüge aufgesessen ist.
Simon Schwarz spielt den argwöhnischen Nachbarn: Ein überdrehter Polizist, der nicht nur seiner Frau (Hilde Dalik) hinterherspioniert. Diese hat als Krankenschwester auch Einblick in den zähen Krankheitsverlauf Sandros.
Als pubertierende Kinder legen Maris und Elisea Ostrowski Talentproben ab. In köstlichen Kleinrollen sind Lisa-Lena Tritscher (als kooperative Kellnerin), Gerhard Polt (als korrupter Gutachter) und Mechthild Großmann (ja, die Staatsanwältin aus den Münster-"Tatorten") zu sehen.
Wilde Mischung
Die Mischung aus tiefergelegtem Klamauk, abgegriffenen Spruchweisheiten, popkulturellen Verweisen zwischen Schlager und urbanem Groove, melancholischen Momenten und Kritik an korrupten Systemen wirkt zwar stellenweise wild, dennoch fanden Ostrowski und Köpping, die auch das Drehbuch schrieben, überzeugende Lösungen für die Erzählstränge.
Ein Rest an Unerklärbarem gehört ohnedies zum Konzept, und sei es nur die verrückte Fabel vom "Habicht im Hühnerstall", die der Story zugrunde liegt.
Und so überzeugt "Der Onkel - The Hawk" mit seiner Scheißdirnix-Attitüde vor allem in großartigen "Freak-Out"-Momenten, die der Schwere des Lebens entgegenwirken.
Der Onkel - The Hawk. Ö 2022. 105 Min. Von Michael Ostrowski und Helmut Köpping. Mit Michael Ostrowski, Anke Engelke, Hilde Dalik, Simon Schwarz.
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