Film über das Massaker von Srebrenica: Ein Tritt ins Minenfeld
Die Sonne strahlt vom Himmel in den heißen Julitagen von 1995. Doch die erschütternden Ereignisse in Srebrenica stehen in krassem Gegensatz zum wetterbedingten Sommergefühl: „Quo Vadis, Aida?“ der bosnischen Regisseurin Jasmila Žbanić erzählt die dramatischen Vorkommnisse rund um den Genozid an mehr als 8.000 Menschen. Im Zentrum steht die Lehrerin Aida (Jasna Duričić), die als Übersetzerin in der Kleinstadt Srebrenica für die UN arbeitet. Als serbische Truppen die Stadt einnehmen, suchen Tausende – darunter Aidas Ehemann und ihre zwei Söhne – im UN-Lager Schutz. Doch die grausamen Taten der Armee von Ratko Mladić (Boris Isakovic) nehmen ihren Lauf, während die UN-Soldaten praktisch tatenlos dabei zusehen.
KURIER: „Quo Vadis, Aida“ erzählt vom Massaker in Srebrenica. Wie schwierig war es, einen so emotionsgeladenen Film auf die Beine zu stellen?
Jasmila Žbanić: In unserer Region ist das Thema des Genozids immer noch sehr aufgeladen und brisant. Es war daher klar, dass ein Film darüber ein Tritt in ein Minenfeld sein würde. Ich habe mich schließlich dazu entschlossen, mir so ehrlich wie möglich alle Perspektiven anzuschauen und dann meine eigene Erzählperspektive zu finden. Die Familiengeschichte der Dolmetscherin Aida ist fiktional. Aber abgesehen davon habe ich versucht, nur Details und Fakten zu erzählen, die ich durch Augenzeugenberichte belegen konnte.
Sie haben als Hauptfigur eine Frau, die von Beruf Übersetzerin ist, gewählt. Warum diese Entscheidung?
Ich habe Personen gebraucht, deren Schicksal ich erzählen konnte und bin auf das Buch „Under the U.N. Flag“ des bosnischen Übersetzers Hasan Nuhanović, der das Massaker von Srebrenica überlebt hat, gestoßen. Mein Film ist stark von diesem Buch beeinflusst, aber ich merkte, dass es besser wäre, die Geschichte aus der Perspektive einer Frau zu erzählen, die versucht, ihre Familie zu retten. Sie will zuerst auch noch anderen Menschen helfen, doch als sich die Situation so dramatisch zuspitzt, beginnt auch ihre Menschlichkeit zu schwinden.
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