Salzburger Weichenstellungen

Das jährliche Sterben auf dem Domplatz: Cornelius Obonya ist zum zweiten Mal Hugo von Hofmannsthals „Jedermann“; als Tod holt Peter Lohmeyer den reichen Mann zu sich ins Jenseits
Mit "Schöpfung", "Jedermann" und Sufi-Musik starten die letzten Pereira-Spiele.

Auf dem Höhepunkt werden die Natur und die Menschen euphorisch gefeiert."

Das gilt für das Sufi-Ritual, dessen Musik sich die heute startende "Ouverture spirituelle" zu den Salzburger Festspielen widmet. Und es ist zugleich die zentrale Frage, die die letzte Saison von Intendant Alexander Pereira beantworten wird: Die Aufreger sind leidlich ausgekostet. Jetzt geht es darum, ob die künstlerische Bilanz in Summe Grund zum "euphorisch Feiern" geben wird.

Salzburger Weichenstellungen
APA19371960-2_14072014 - SALZBURG - ÖSTERREICH: (v.l.n.r.) Alexander Pereira, Helga Rabl-Stadler, Hannes Bachmann und Sven-Eric Bechtolf am Sonntag, 13. Juli 2014, während des traditionellen Künstlerfestes anlässlich der Salzburger Festspiele im Gasthof Krimpelstätter in Salzburg. FOTO: APA/NEUMAYR/VOGL
Es sind die Festspiele der Weichenstellungen: Pereira wechselt an die MailänderScala. Der Interimschef Sven-Eric Bechtolf, der die Festspiele 2015 und 2016 mit Präsidentin Helga Rabl-Stadler leiten wird, steht in den Startlöchern. Und der künftige Intendant Markus Hinterhäuser plant bereits für 2017. Heuer aber sind es die letzten Pereira-Spiele, und diese werden auf einige Zeit die spektakulärsten und aufwendigsten bleiben.

Denn ab 2015 treten die Festspiele, die zuletzt vom Streit um die eigene Größe geprägt waren, auf die Bremse. Das Programmangebot wird zurückgefahren, und es wird auch weniger Karten geben. Die "Ouverture spirtuelle" ist ebenso gestrichen wie der Festspielball.

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Heuer aber gilt noch einmal: nicht weniger, sondern mehr ist mehr. Am Beginn steht die "Schöpfung": Am Freitag, 18.7., startet mit Bernard Haitink am Pult des Symphonieorchesters des Bayerischen Rundfunks die "Ouverture spirituelle", das Konzert-Vorprogramm zu den Festspielen. Es folgt der "Jedermann" (Premiere: Samstag), Cornelius Obonya geht in der Inszenierung von Julian Crouch und Brian Mertes in die zweite Spielzeit. Die kommende Woche ist geprägt von Konzerten mit Klassik und Sufi-Musik (siehe unten).

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Jedermann 2014 • Brigitte Hobmeier (Buhlschaft) Download-Größe: 2194408kB Keine Honorarpflicht bei aktueller Berichterstattung über die Salzburger Festspiele und Nennung des Fotocredits. © Salzburger Festspiele / Forster
Und rund um die offizielle Eröffnung am 27. Juli gibt es die ersten der ganz großen Highlights. So geht mit "Don Giovanni" der Mozart/Da Ponte-Zyklus in die zweite Runde. Regie führt abermals Sven-Eric Bechtolf; Dirigent ist erneut Christoph Eschenbach. Ab 2015 kommen neben Eschenbach auch Dan Ettinger bei "Le nozze di Figaro" und Alain Altinoglu bei der "Così"-Wiederaufnahme zum Zug. Heuer steht am 28. Juli auch noch eine Uraufführung an: "Charlotte Salomon" von Marc-André Dalbavie (auch Dirigent) und in der Inszenierung von Luc Bondy.

Zum Strauss-Jahr gibt es einen neuen "Rosenkavalier" (Regie: Harry Kupfer, Dirigent: Franz Welser-Möst).

Ein Top-Spektakel wird Verdis "Il Trovatore" in der Inszenierung von Alvis Hermanis, mit Dirigent Daniele Gatti und den Superstars Anna Netrebko sowie Plácido Domingo. Im Schauspielbereich stehen Kraus’ "Die letzten Tage der Menschheit" im Zentrum; auf dem Konzertsektor bittet Starpianist Rudolf Buchbinder mit allen 32 Beethoven-Klaviersonaten zu einem Marathon.

„Ohne die Liebe ist jede Musik nur Geräusch, und jeder Tanz macht Mühe.“

Das schrieb Sufi-Meister Rumi vor rund 800 Jahren in eines seiner Gedichte der Liebe. Ein Zitat, das die prinzipielle Ausrichtung der vielen unterschiedlichen Sufi-Traditionen deutlich macht: Im Zentrum dieser Lehren steht die Liebe als der einzige Weg zu Gott.

Oft wird Sufismus deshalb als der „mystische Glaube des Islams“ definiert, ist aber eher eine spirituelle Praxis, mit der „Muslime die Wahrheit der göttlichen Liebe und Wissen durch direkte persönliche Erfahrung von Gott“ suchen.
Sufis nennen ihren Lebensstil „Tariqa“, den Weg zum Ziel der Erleuchtung. Zentrale Methoden auf diesem Weg sind Askese, Rezitationen und Meditationen, aber auch rituelle Gesänge.

Ekstase

Die Sufi-Rituale beginnen zumeist – gleichsam aus der Stille erwachsend – mit der Anrufung von Allahs Namen, steigern sich aber schnell zu Gesängen und – mit dem Einsetzen von orientalischen Instrumenten – zu Musik. Die dabei am häufigsten verwendeten Instrumente heißen „Oud“ (eine arabische Laute) und „Nay“.
Diese orientalische Flöte wird – zu den verschiedenen orientalischen Tonsystemen passend – in unterschiedlichen Längen und mit unterschiedlichen Intervallen hergestellt. Den Rhythmus liefert die „Daf“, eine Rahmentrommel, die wie ein übergroßes Tamburin aussieht.

Ziel dieser Rituale ist, mit Gott in Verbindung zu treten, zunächst das Ego zu überwinden und den Geist zu leeren, um so zu ekstatischen Erfahrungen zu kommen.
Eine sehr bekannte Ausprägung der Sufi-Rituale sind die tanzenden Derwische, die sich mit fortwährenden Kreisel-Drehungen zu ritueller Musik in Trance versetzen. Ihre Kamelhaar-Mützen repräsentieren dabei „das Grab des Egos“ und die hochgestreckte rechte Hand die Bereitschaft, Gott zu empfangen.

Sie leben, was Rumi einst schrieb: „Ich will singen, wie Vögel singen, denen es gleich ist, wer zuhört, oder wer was denken könnte. Musik ist das Knarren der Pforten des Himmels.“

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