Peter Loidolt, geboren am 9. März 1945 in Mariazell, starb im 79. Lebensjahr. Dies wurde dem KURIER von der NÖKU, der Niederösterreich Kulturwirtschaft, bestätigt.
Der Steirer, aufgewachsen in Wien, war nach der Lehre in der Wirtschaft tätig, unter anderem bei drei großen Reedereien. Ab 1988 baute er mit seiner aus Reichenau gebürtigen Frau Renate, einer studierten Volkswirtin, die Festspiele Reichenau auf: Der von ihnen gegründete Kulturverein Reichenau an der Rax nutzte das zuvor leerstehende Theater.
Burgtheater auf Sommerfrische
Die Festspiele waren in den Anfangsjahren ein Kontrastprogramm zum Burgtheater unter Claus Peymann: Die Loidolts stellten österreichische Autoren (Arthur Schnitzer, Johann Nestroy) in den Mittelpunkt ihres Programms. Sie gewannen hierfür die erste Riege an Schauspielerinnen und Schauspielern. Das Burgtheater befand sich quasi auf Sommerfrische in Reichenau. Und das konservative Publikum kam in Scharen. Der Erfolg führte dazu, dass eine zweite Spielstätte errichtet wurde.
Anlässlich des 30-Jahr-Jubiläums 2018 erschien das Buch „So machen wir Theater“: Bis dahin gab es über 2.500 Vorstellungen und rund 950.000 Besucher, als Eigendeckungsgrad gab man über 80 Prozent an.
Das Ehepaar setzte auf konventionelle Inszenierungen: In den Regieverträgen gab es eine Klausel, die der Festspielleitung das Recht auf den „Final Cut“ einräumte: „Das behalten wir uns vor, um garantieren zu können, dass etwas herauskommt, mit dem wir uns auch identifizieren können.“ Die Quereinsteiger überließen als Produzenten und Festivalleiter nichts dem Zufall. Und sie verweigerten nicht genehmen Kritikern den Zutritt.
Peter Loidolt, der zumeist für die in erster Linie praktikablen Bühnenbilder verantwortlich zeichnete, fungierte als Intendant, seine Frau als Geschäftsführerin der Festspiele Reichenau GmbH. Mit der Zeit nahmen die Querelen zu. Aufgrund der Pandemie gab es zwei Sommer lang keine Festspiele, die verpflichteten Schauspieler klagten. Zudem empfahl der Landesrechnungshof, von einer weiteren Förderung abzusehen: Die Loidolts pflegten ein intransparentes „Family Business“. Schließlich übernahm die NÖKU die Festspiele – und Maria Happel wurde zur Intendantin berufen. Peter Loidolt blieb bis zum Schluss ein streitbarer Geist.
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