Fabio Luisi - MET statt Musikverein

Fabio Luisi - MET statt Musikverein
In der Musikwelt gibt es Verstimmung auf höchster Ebene. Den Grund dafür liefert Dirigent Fabio Luisi, der noch bis 2013 Chef der Wiener Symphoniker ist.

Luisi war zuletzt "Principal Guest Conductor" der New Yorker Metropolitan Opera und ist zum "Principal Conductor" aufgestiegen. Denn der Musikchef des Hauses, James Levine, muss krankheitsbedingt zumindest bis Jänner pausieren. Luisi hat Vorstellungen von "Don Giovanni" und "Siegfried" (Premiere am 27. 10.) übernommen und dafür Auftritte in San Francisco, Rom, Genua, aber auch in Wien abgesagt.

"Unfair"

In diesen Städten herrscht Unmut. Thomas Angyan, der Chef des Musikvereins, wurde in der New York Times mit scharfen Worten zitiert: "Unerfreulich" und "unfair". Im Gespräch mit dem KURIER bestätigt er seine Enttäuschung: "Wir haben auf Luisis Wunsch einen Mahler-Zyklus programmiert. Nun hat er nach der zweiten und dritten Symphonie (diese im Konzerthaus, Anm.) auch für die Siebente abgesagt." Als Ersatz für Luisi springt im Musikverein ab 12. Oktober Lothar Zagrosek am Pult der Wiener Symphoniker ein.

Vor allem die Vorgangsweise hat Angyan empört: "Luisi hat meine Telefonnummer und meine eMail-Adresse. Wir kommunizieren etwa 20-mal pro Jahr. Aber dieses Mal hat er sich gar nicht gemeldet."

In Angyans Büro gab es nur einen Anruf von Luisis Manager, der explizit nicht mit Angyan sprechen wollte, sondern nur avisierte, dass sich Peter Gelb, der Direktor der MET, bei ihm melden werde. Das geschah eineinhalb Stunden vor einer Pressekonferenz, bei der Gelb die Änderungen an der MET verkünden wollte.

Angyan: "Ich schätze Gelb wirklich sehr. Und ich hätte Luisi sicher freigegeben, weil es leichter ist, einen Ersatz für ein Konzert zu finden als für die Oper." Aber es sei Usus, dass so etwas erst verkündet werde, wenn es für beide Seiten eine Lösung gebe. Er, Angyan, habe stets so gehandelt und nicht einfach einen Dirigenten engagiert, der nicht frei war.

Plädoyer für Jordan

Angyan, der von Luisi persönlich enttäuscht ist, hält diesen aber für einen guten Dirigenten und auch für "wichtig für die MET". Um beurteilen zu können, ob Luisi an der MET Levine endgültig nachfolgt, sei er "zu weit weg, es deutet aber viel darauf hin". Bei den Symphonikern, die schon bald Luisis Nachfolger präsentieren werden, hält er Philippe Jordan für den "idealen Mann". Jordan hat das Grazer Opernhaus jahrelang musikalisch geprägt. Zurzeit ist der 36-jährige Schweizer Musikchef der Pariser Oper. Diesen Job würde er im Falle einer Wiener Bestellung auch behalten.

Kommentare