Experte: Gefundenes Bild nicht von Klimt

Experte: Gefundenes Bild nicht von Klimt
Rechtzeitig zum Klimt-Jubiläum will ein Kunsthändler ein Deckenfresko Gustav Klimts in einer Garage entdeckt haben. Ein Experte bestreitet die Sensation.

Ein Frühwerk von Gustav Klimt soll jahrelang ein unbeachtetes Dasein in einer oberösterreichischen Garage gefristet haben. Und nun – zufällig pünktlich zum 150. Geburtstag des Künstlers – von einem Kunst-und Antiquitätenhändler entdeckt worden sein. Mit diesem Bericht in ihrer Sonntagsausgabe sorgte die Kronen Zeitung für Wirbel.

Es handle sich dabei um ein "wertvolles wie einzigartiges" Deckenfresko, schrieb die Zeitung. Der auf dem Fresko zu sehende "Trompetende Putto" habe einst die Decke des Ateliers von Gustav Klimt in der Sandwirtgasse in Mariahilf, das er mit seinem Bruder Ernst teilte, geziert. Als das Deckengemälde dem Einbau eines Lifts weichen musste, verwischten sich seine Spuren. Der Wilhelmsburger Josef Renz – die Zeitung berichtet, er habe auch Artefakte der Habsburger sowie die "Staatsvertrags-Zither von Raab und Figl gerettet"– soll von einem oberösterreichischen Garagenbesitzer alarmiert worden sein: Der sei sich erst jetzt bewusst geworden, dass in seiner Garage ein Schatz lagere.

Experte bestreitet Echtheit

Alfred Weidinger, Klimt-Experte und Vizedirektor des Museum Belvedere in Wien sowie Kurator der derzeitigen Klimt-Ausstellung, bestreitet, dass das Bild von Gustav Klimt sei. In einem Posting auf KURIER.at (siehe unten) stellt Weidinger klar: "Das Gemälde ist seit langer Zeit bekannt. Es stammt zwar tatsächlich aus dem Stiegenhaus der Sandwirtgasse, in der die Gebrüder Klimt und Franz Matsch ein eigenes Atelier unterhielten, die Arbeit ist aber ein gemeinsames Werk von Franz Matsch und Ernst Klimt. Es haben sich entsprechende Vorstudien dazu erhalten, die diese klare Zuschreibung ermöglichen".

Gegenüber ORF.at bekräftige Weidinger, dass gerade jetzt im 150-Jahr-Jubiläum immer wieder versucht werde, das Bild anerkennen zu lassen. Zur APA sagte Weidinger: "Es ist reine Dekorationsmalerei und eine schlechte noch dazu." Er selbst habe das Werk schon begutachtet und kenne die Geschichte mit dem Lifteinbau, wodurch das Werk verloren gegangen sein soll.

Trotzdem ist Weidinger über jeden Klimt-Hinweis froh: "Meine Mitarbeiter und ich gehen jeder Meldung von Klimt-Bildern nach und nehmen es ernst", so Weidinger. Insgesamt gebe es noch "gut ein Dutzend" an verschollenen Werken des berühmten "Kuss"-Malers, die es aufzuspüren gilt.

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