Erlend Øye & La Comitiva: Nach der Pasta gibt es Limoncello und Musik

Erlend Øye  (mit Brille) und seine Ragazzi: Ihr  Debütalbum „La Comitiva“ sollte in keiner Urlaubs-Playlist fehlen.
Erlend Øye veröffentlicht mit seinen sizilianischen Freunden ein Album.

Der norwegische Musiker Erlend Øye löste Anfang der Nullerjahre mit seinem musikalischen Partner Eirik Glambek Bøe unter dem Namen Kings of Convenience eine Bewegung aus, die man als Reaktion auf die damals vorherrschenden Trends in der Pop- und Rockwelt sehen konnte: Anstatt mit drei Gitarristen, zwei Schlagzeugern und Keyboardern auf der Bühne zu protzen, gab man sich betont minimalistisch, ruhig, setzte auf Akustik-Gitarren, sanfte Melodien, harmonischen Gesang und machte damit einen auf Simon & Garfunkel. 

Das Konzept ging voll auf: Das Duo landete mit ihrem Debütalbum „Quiet Is The New Loud“ (2001) einen Volltreffer. Erlend Øye, der nerdige Hornbrillenträger mit der weichen Stimme, wurde in weiterer Folge als Gastsänger und DJ gebucht, zog der Party wegen nach Berlin und gründete dort seine Zweitband The Whitest Boy Alive, mit der er lässig groovende Lieder für die gehobene Indie-Disco ablieferte. 2012 kehrte er dem im Winter zu oft zu grauen Berlin den Rücken und zog ins sonnige Sizilien – genauer gesagt nach Siracusa. Ein Ortswechsel, der sein Leben, seine Musik und seine Essgewohnheiten veränderte, wie der 48-Jährige im Interview sagt.

Leben am Meer

In Sizilien habe er eine Kultur vorgefunden, in der das Essen bzw. das Essen in Gesellschaft einen sehr hohen Stellenwert hat: „Ich hatte davor zehn Jahre lang die Welt bereist und mir wurde klar, dass ich fast überall besser gegessen habe als in Norwegen“, sagt Øye. Aber er liebe auch die Nähe zum Meer, das einfache Leben am Land, die tropischen Nächte, die für ihn sehr schöne italienische Sprache – und die Olivenbäume in seinem Garten, aus denen er jedes Jahr Olivenöl macht.

Der Norweger macht in Sizilien aber nicht nur einen auf Hobby-Olivenbauer, sondern auch weiterhin Musik. Dafür holte er sich Verstärkung aus der Region: Marco Costello spielt Gitarre, Luigi Orofino das brasilianische Samba-Instrument Cavaquinho und Stefano Ortisi Guitarrón. Das rund um Erlend Øye musizierende, singende und schmachtende Trio nennt er La Comitiva, ein veralteter Ausdruck für Ragazzi, also Freunde, mit denen man gerne zusammen abhängt. Laut dem Norweger laufen die Männerabende dann meistens so ab: „Wir gehen zusammen einkaufen, bereiten das Essen zu, reden, essen, reden noch mehr. Und nach der Nachspeise inklusive Limoncello werden die Instrumente geholt.“ Danach wird bis in die Morgenstunden musiziert. 

Solche Abende waren dann auch der Grundstein für das nun vorliegende Album, das nach Sonne, Meer, Zitronen, Campari Sprizz und Leichtigkeit klingt. Das war auch das Ziel: „So viel Musik ist heutzutage so schwer, so dramatisch. TV-Serien sind voller Gewalt. Ich sehe meine Mission darin, die Menschen an die Schönheit und das Abenteuer zu erinnern, die das Leben bieten kann – wenn man danach sucht. Wir, die das Glück haben, unser Leben in Zeiten des Friedens zu leben, müssen wissen, dass es nicht immer so war. Und es könnte wieder verschwinden. Also lasst uns schöne Dinge schaffen und unsere Tage in Gesellschaft anderer Menschen verbringen“, sagt Erlend Øye. Diese gute Laune zieht sich durch die dreizehn Songs auf „La Comitiva“.

Eröffnet wird es mit „Matrimonio Di Ruggiero“ in italienischer Sprache und brasilianischem Groove und Bläsern. Es folgen mit „Paradiso“ und „You And Only You“ zwei Stücke, mit denen man ins Mexiko der 40er-Jahre zeitreisen kann. In der Instrumentalnummer „Marco's Theme“ tanzen Flöte, Oboe und ein Bläsersatz im Sonnenuntergangslicht. So soll ein Sommer klingen, ein Sommer voller Leichtigkeit.

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