Erl: "Ein realistischer Blick auf ein neues Festival"
Mit Dvoraks „Rusalka“ und Donizettis „Liebestrank“ sowie Konzerten startet die erste Wintersaison von Bernd Loebe, dem erfolgreichen, langjährigen Intendanten der Frankfurter Oper, bei den Tiroler Festspielen in Erl. Der neue Intendant im Gespräch.
KURIER: Sie führen seit 17 Jahren erfolgreich die Oper Frankfurt, die viermal vom Fachmagazin „Opernwelt“ zum „Opernhaus des Jahres“ gekürt wurde. Warum machen Sie jetzt auch noch den Intendanten in Erl?
Bernd Loebe: Ich hatte einfach Lust auf etwas ganz anderes. Und Erl mit seiner ländlichen Idylle ist auch völlig verschieden zur Großstadt. Außerdem hat mich der Präsident der Festspiele, Hans Peter Haselsteiner, so nett gefragt. Es reizt mich auch, mit jüngeren Künstlern etwas Neues zu schaffen.
Spielt Gustav Kuhn dabei noch irgendeine Rolle? Nein, diese Ära ist vorbei, es gibt auch keinen Kontakt mehr und ich will eigentlich dazu auch nichts mehr sagen. Unser Blick gilt der Zukunft, mit einem realistischen Blick auf ein neues Festival.
Zur Aufarbeitung der Ära Kuhn haben Sie eine Ombudsfrau engagiert.
Ja, aber da gibt es jetzt auch nicht wirklich mehr etwas Neues. Wir schauen genau, dass das Festival ganz sauber aufgestellt ist, dass alle Verträge passen.
Welche personellen Pläne haben Sie für den Neustart?
Wir gehen den Neustart in Ruhe und ohne Druck an. Es werden jetzt unterschiedliche Dirigenten hier auftreten, denn ich will in spätestens zwei Jahren die Chefstelle neu besetzen. Dann will ich das Sängerniveau heben. Ich habe weltweit viele Kontakte, die ich nutzen kann. Es sollen junge Talente, die sich aber schon bewiesen haben, hier auftreten, die auch finanzierbar sind, denn wir haben strenge Gagenbeschränkungen. Da will ich als Steigbügelhalter fungieren. Vom sehr guten Orchester ist der Stamm geblieben, den wir auch behalten wollen.
Was werden Ihre Opernschwerpunkte sein?
Jetzt starten wir mit Dvoraks „Rusalka“ mit dem 25-jährigen russisch-britischen Dirigenten Alexander Prior, der sich schon in Frankfurt bewährt hat. Die Inszenierung obliegt Regisseurin Florentine Klepper. Die beiden Hauptpartien sind toll besetzt. Ein programmatischer Schwerpunkt bleibt das Werk von Richard Wagner bzw. von seinen Epigonen oder von Komponisten, die er beeinflusst hat. So kommt im Sommer 2020 „Lohengrin“ und „Königskinder“ von Humperdinck, der ja ein glühender Wagner-Verehrer war.
Und danach?
2021 folgt ein französischer Komponist, der auch in der Sprache Wagners geschrieben hat. Brigitte Fassbaender wird ab 2021 den „Ring“ inszenieren, der gesamte Zyklus wird dann 2014 aufgeführt werden. Die zweite Schiene ist der Belcanto. Jetzt spielen wir den „Liebestrank“ von Donizetti. Im nächsten Sommer folgt „Bianca e Falliero“ von Rossini.
Werden Sie die derzeit eingeschränkten, szenischen Möglichkeiten im Festspielhaus verbessern?
Es gibt neben dem Festspielhaus eine neue Fertigungshalle. Dort können wir jetzt auch die Bühnenbilder zusammenmontieren. 2020 werden wir den Bühnenboden verstärken. Wir werden beim Licht, Video und Ton im Rahmen der Möglichkeiten aufrüsten. Da unterstützt uns Herr Haselsteiner dankenswerterweise finanziell sehr großzügig. Ich bekenne mich zwar zum Primat der Musik, will aber auch bei den Inszenierungen nachbessern und spannende Regien zeigen.
Ihr Vertrag in Frankfurt endet 2023, wie geht es dann weiter? Gibt es dann für Sie nur mehr Erl?
Es gibt jetzt schon Bestrebungen auf eine weitere Vertragsverlängerung in Frankfurt, so werde ich wohl beides gemeinsam weiter machen.
Stimmt es, dass Sie schon Tausende Opern gesehen haben und darüber akribisch Buch führen? Ja, über 8.000. Die Unterlagen füllen Ordner.
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