Emoji-Film: Movie über gelbe, geistlose Grinser

Der Emoji-Film
"Emoji – Der Film" lebt von Smileys, Herzen und Kothaufen, die in Smartphones Kommunikation verzieren.

Die Kritiken sind vernichtend. Niemand mag "The Emoji Movie". Auf der Plattform Rotten Tomatoes, auf der ein Durchschnittswert der gesammelten Kritikerstimmen angezeigt wird, hatte "Emoji – Der Film" zu Beginn null Prozent (von 100) positive Bewertungen (mittlerweile ist das "Tomatometer" auf acht Prozent gestiegen).

Der Hass, der sich auf den Animationsfilm ergießt, ist bemerkenswert: Dass es sich bei "Emoji – Der Film" um einen "minderwertigen Aufguss von ,Alles steht Kopf’" handelt, zählt noch zu den freundlicheren Formulierungen unter den Verrissen.

"Emoji – Der Film", der bei uns am Freitag anläuft, erzählt aus dem (schweren) Leben lustiger Smileys, Herzen und Kothaufen, die in unseren Smartphones die Kommunikation verzieren.

Im Mittelpunkt steht Gene, ein "Mäh"-Emoji, das tagaus, tagein eigentlich nur gelangweilt dreinschauen soll. Doch "Mäh" hat sein Gesicht nicht unter Kontrolle und passt es immer seinen eigenen Gefühlszuständen an.

Immerhin hat das Emoji in der Krise bisher genug Menschen in die Kinos gelockt: "The Emoji-Movie" spielte nach dem Start am letzten Wochenende bisher gut 25 Millionen Dollar ein – ein Betrag, mit dem sich das Produktionsstudio Sony zufrieden zeigt.

Wie es mit dem Smiley-Film weitergeht, wird sich weisen: Vielleicht beginnen ihm die schlechten Kritiken doch irgendwann zu schaden, wobei sich Kinderfilme oft als Kritiker-resistent erweisen.

Doch hätte "Emoji – Der Film" – wie auch die besten Pixar-Filme – zeitgleich auf die Welt der Erwachsenen abzielen sollen. Doch das ist ihm eindeutig nicht gelungen.

Animation ohne Geist

Die Wut über die Geistlosigkeit der gelben Grinser speist sich auch aus dem Mangel an Originalität, der speziell in der letzten Dekade die Filmindustrie im Würgegriff hält und Publikum und Kritik betäubt. Die allgemeine Begeisterung für Filme wie Christopher Nolans Kriegsdrama "Dunkirk" oder die Erfolgskomödie "Girls Trip" beruht auch stark auf der Tatsache, dass es sich um frische Erzählstoffe handelt.

"Dunkirk", "Girls Trip" oder der Pop-Thriller "Baby Driver" gehören keinem Franchise an: Sie sind kein Sequel, kein Prequel und keine Comic-Verfilmung.

Sie sind kein Remake wie "Beauty and the Beast" oder eine Neuauflage von "Baywatch". Sie basieren also auf keinem "intellectual property" (I.P.), das seine Fan-Gemeinde bereits fix eingebaut hat.

Der Trend hin zu den I.P.-Filmen ist unübersehbar: Während im Jahr 1996 von den Top-20-Filmen mit den höchsten Einspielergebnissen immerhin neun auf originalen Drehbüchern beruhte, traf dies im Jahr 2016 nur noch auf genau einen Film zu: "La La Land". Der Rest stammte aus den Marvel- und DC-Comics, der Harry-Potter-Welt oder dem "Star Wars"-Universum.

Spielzeug goes Movie

Doch wie ein Blick auf das "Emoji"-Movie zeigt, liefern längst nicht mehr nur Superhelden oder Themenparks ("Fluch der Karibik") Stoff für Blockbuster. Auch Spielzeug ("Transformers") zeigt sich geeignet.

Und spätestens seit "The Lego Movie" mit seinen animierten Steinchen die Welt begeisterte, ist der Suche nach "intellectual property" keine Grenze gesetzt. Jedes Handy-Spiel ("Angry Birds") hat Chancen auf einen großen Leinwandauftritt.

Auch "Emoji – Der Film" ist das Kind dieser Suche. Wie dessen Regisseur und Ko-Drehbuchautor Tony Leondis gegenüber dem New York Times Magazin eingestand, war er selbst fieberhaft auf der Jagd nach einem coolen Spielzeug gewesen, das ihm als Vorlage für ein neues Filmprojekt dienen könnte. Irgendwann blieb sein Blick auf dem eigenen Handy hängen – und Bingo: Emojis! Die kennt jeder!

Allerdings gab es zu den Emojis keine Story – die musste erst erfunden werden. Mit dubiosem Erfolg. Und wir freuen uns schon auf den "Mensch ärgere dich nicht"-Film.

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