Graphic Novel zu "Gemma Bovary"
Der Dichter Charles Baudelaire schrieb über Gustave Flauberts "Madame Bovary" sinngemäß, das Landleben verblöde einen. Diese Erfahrung macht auch die junge Gemma Tate, Heldin von Posy Simmonds Neuinterpretation von Flauberts wegweisendem Gesellschaftsroman, der den Untertitel "Ein Sittenbild aus der Provinz" trägt. Simmonds Graphic Novel wurde wiederum von Anne Fontaine verfilmt und läuft seit Freitag in Österreichs Kinos. Die Hauptdarstellerin heißt übrigens, um die Verwirrung zu perfektionieren, mit Vornamen Gemma (Arterton).
Kein Moralapostel
Messerscharf analysiert sie die typischen städtischen englischen Mittelständler, die, unzufrieden mit sich selbst und der Welt, vom ruhigen Landleben und vom französischen "Savoir Vivre" träumen. Klarerweise kann diese Flucht vor sich selbst nicht gut gehen, wie der Fall (G)Emma zeigt. Simmonds Figuren sind auf den ersten Blick harmlos, wirken wie aus einem Kinderbuch. Dahinter wartet der Abgrund des Spotts.
Die Engländer haben ein Faible fürs Pittoreske. Die Cottages sollen ausschauen wie vor hundert Jahren– aber bitte mit dem Komfort von heute. Wie bitter ist das Erwachen, wenn das Landleben icht wie in Country Life aussieht.
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