Gin Tonic mit Geraldine
„Als Geraldine starb, bin ich nach London gekommen, um Zoe zu unterstützen“, erzählt Torrini im Interview mit dem KURIER. „Denn wann immer ich in London war, um ein Album aufzunehmen, habe ich bei Zoe und ihrem Mann Simon Byrt, der mein langjähriger Produzent ist, am Sofa geschlafen. So habe ich auch Geraldine kennengelernt. Sie hat über Zoe und Simon gewohnt, und ich bin oft zu ihr hinauf auf ein Glas Gin & Tonic und einen netten Plausch gegangen. Sie war eine selbstständige Frau, die wusste, was sie wollte und sich von niemandem die Flügel stutzen ließ.“
Bei der gemeinsamen Trauerbewältigung entdeckten Torrini und ihre Freundin am Dachboden einen Koffer voll mit Liebesbriefen an Geraldine: „In einem davon beschrieb ein Mann, wie er an Geraldine denkt, wenn er den Rasen mäht. Das war so lustig, sexy und liebevoll, dass ich zu Simon sagte, lass uns daraus ein Lied machen.“
Neun Heiratsanträge
Beim weiteren Stöbern in den Briefen, fanden sie immer mehr interessante Geschichten und schrieben immer mehr Songs darüber. Die basieren zwar auf den Briefen, Torrini lässt aber auch eigene Gedanken einfließen.
„Weil Geraldine so selbstständig war, kann ich mich so gut mit ihr identifizieren. Wie sie kenne ich das so gut, dass man dir sagt: ,Du musst das so und so machen, anders geht es nicht!’ Aber wenn du deinem Instinkt folgst und es trotzdem anders machst, kommst du drauf, dass das genau das Richtige ist. Was ich aus den Briefen mitgenommen habe, ist, dass man Instinkte nie überbewerten kann.“
Das Richtige für Geraldine war, sich nicht zu binden. Neun Heiratsanträge hat sie bekommen, acht hat sie abgelehnt. Den von Reggie nahm sie an, ließ den Zukünftigen aber dann vor dem Altar stehen. „Von all den Männern, die wir über die Briefe kennengelernt haben, war uns Reggie der liebste“, sagt Torrini. „Er war charmant, romantisch, witzig und abenteuerlustig. Er war Geraldines Seelenverwandter. Deshalb ist er der Einzige, der auf dem Album mit Namen genannt wird, der einzige, dem zwei Songs gewidmet sind.“
Ein kleiner Löwe
Einer davon heißt „Lady K“ und erzählt, wie Reggie Geraldine nach der geplatzten Hochzeit lange von seiner neuen Liebe vorschwärmt. Erst am Schluss lässt er durchblicken, dass diese Lady K ein Boot ist. In den melancholischen Uptempo-Track „Let’s Keep Dancing“ hat Torrini einen Song eingebaut, den ein Verehrer für Geraldine geschrieben hat. „Black Lion Lane“ ist teilweise davon inspiriert, dass Miss Flower als Teenager einen Job hatte, bei dem sie einen Babylöwen spazieren führte, teils von der Straße in London, in der sie so gerne spazieren ging.
Wie fanden Torrini und ihre Freundin heraus, dass einer der Brief von einem CIA-Agenten kam? „Wir haben ihn gegoogelt, weil sein Brief so mysteriös war. Da waren so viele verschiedene Adressen angegeben, alles schien ein Code zu sein und las sich wie ein Auszug aus einem Spionage-Film. Wir wissen, dass Geraldine als Fotografin von einem Magazin angeheuert worden war, um aus dem Nahen Osten zu berichten. Wir haben zwar keinen Beweis dafür, aber dort könnte sie den CIA-Agenten kennengelernt haben.“
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