Emil und die Detektive - einfach "knorke"

Beherzte Detektive: Florian Feik als Mittenzwey, Matthias Hacker als Gustav mit der Hupe, Michael Zwiauer als Emil, Anatol Käbisch als Dienstag und Rafael Wieser als Professor
Kästers Kinderklassiker besticht im Theater der Jugend mit Retrocharme

Natürlich ist Kästner immer gut. Doch die Geschichte des Präpubertierenden Emil Tischbein, der zum ersten Mal allein nach Berlin fahren darf, um dort seine Großmutter und seine Kusine Pony Hütchen zu treffen, wirkt 85 Jahre nach ihrem Entstehen weniger zeitlos als andere Kästner-Klassiker. Ein Dieb wird von einer Truppe von Amateurdetektiven mit einer Bratpfanne zur Strecke gebracht, Schlüsselfigur ist ein Bub, der vor dem Telefon daheim auf Neuigkeiten zur Causa Emil wartet.

Dass Zehnjährige von heute, die mit Handys und anderen technischen Utensilien ausgestattet sind, der dramatisierten Version dieser Story begeistert folgen, ist Gerald Maria Bauers Inszenierung hoch anzurechnen. Bauer versucht erst gar nicht, zeitgeistig zu sein. Er unterstreicht das Original-Ambiente des Berlin der späten Zwanziger mit stimmungsvollem Bühnenbild (Sam Madwar), mit Revue-Musik und setzt allgemein auf Retro-Charme. Und er belässt Kästners Sprache – man spricht vom "Muttchen" und findet so manches "knorke". Wunderbar gelingt es Bauer, Kästner als allwissenden Erzähler einzubauen. So, wie Kästner in seinen Büchern immer wieder auf die Figur Kästner setzte, Tipps gab und Fragen zum Verlauf der Geschichte stellte. Hier spaziert er immer wieder durch das Bühnenbild, kommentiert und ist eine der sympathischsten Figuren im diesem beherzten Ensemble. Ab sechs.

Kurier-Wertung:

Kommentare