Ein Stück wie die Donau: "Hafen Wien"

Ernst Molden, Musiker, Schriftsteller und KURIER-Freizeit-Autor: Sein neues Album erscheint Anfang 2014.
Premiere. Ernst Moldens neues Grusel-Singspiel "Hafen Wien" im Rabenhof.

Ernst Molden, Musiker, Schriftsteller und ständiger Autor der KURIER-Freizeit, hat ein Faible für die Sagenwelt und die mythischen Orte Wiens. Dass sein neues Singspiel „Hafen Wien“ rund um den Friedhof der Namenlosen spielt, ist nur logisch.

Im Mittelpunkt des Stücks stehen ein mysteriöser Totengräber, eine Domina, die auch das Donauweibchen sein könnte, und dazu jede Menge Geister und Gespenster. Rabenhof-Hausherr Thomas Gratzer inszeniert, Michou Friesz, Eva Maria Marold, Markus Kofler, Heribert Sasse und Gerald Votava spielen, Premiere ist am Mittwoch.

„Das Stück ist wie ein einziger Song, wie eine Ballade mit Kapiteln“, beschreibt Molden, der als Bandleader mit auf der Bühne steht, sein „Horror-Musical“. „Es ist ein Stück wie die Donau. Es fängt da an und hört da auf.“ Molden deutet zuerst auf seinen Kopf und dann auf den Unterleib. „Es ist eine Abwärtsbewegung, aber eine sexy Abwärtsbewegung.“

Sein erstes Rabenhof-Singspiel hieß „Häuserl am Oasch“, spielte in den unheimlichsten Gründen des Wienerwaldes und war ein Riesenerfolg. Molden: „Das ,Häuserl‘ war wie eine erfundene Volkssage unter Hunderten echten Volkssagen. Dafür gibt es in Wien ein Idiom: Der Wald, der Wein, die Erlösung. Das neue ist eher ein viktorianisches Gruselstück. Gespenster gibt es ja in Wien kaum. Es gibt in Wien Verwunschene, Verzauberte, Verfluchte und welche, deren Seele dem Teufel gehört, aber das unerlöste Gespenst, das weiß durch die nebeligen Mauern weht, das haben wir hier nicht.“

So etwas passt ja auch eher auf schottische Burgen als in die Barockarchitektur Wiens. Molden: „Und auch nicht zum barocken Denken. Das Gespenst ist ja die Grauzone – und das Barock kennt nur die totale Verdammnis oder die totale Lust.“ Deshalb brauche es die Figur des geheimnisvollen Totengräbers, „dessen einzige Liebe den armen, armen Wasserleichen gehört und der für diese Zwischenwesen den Blick hat.“

Reißendes Monster

Die Donau fasziniert den bekennenden Erdberger Molden seit jeher: „Im Unterschied zu Prag oder Paris fürchtet sich Wien seit Jahrhunderten vor dem Fluss. Die Donau war ja auch einmal ein reißendes Monster. Dann haben sie sie weit hinausgesperrt, an den Stadtrand. Und der Donaukanal ist der arme Rest – denn das war eigentlich einmal der Verlauf des Hauptstromes. Aber, wenn ich die Szene am Donaukanal sehe, die sich etabliert hat, bekomme ich das Gefühl: Die Wiener kriegen wieder Lust auf ihren Fluss.“

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