Ein Sprachmarxist und seine Zwangslacher

Ein Sprachmarxist und seine Zwangslacher
Kritik: "Kissing Mister Christo" im TAG ist fallweise lustig.

Zuerst das Erfreuliche: Michaela Kaspar, die man auch vom Theater der Jugend kennt, ist wunderbar – wie man zuletzt im TAG in der cleveren Bunuel-Variation "Der diskrete Charme der smarten Menschen" feststellen konnte.

Kaspar und ihr irrer Blick sind das Beste am Stück "Kissing Mister Christo", das am Mittwoch im TAG Premiere hatte. Das Zweitbeste ist, dass das Stück mit 80 Minuten kurz genug ist, um es stellenweise gerade noch amüsant zu finden. Fünf Minuten länger und man würde sich über die zwangslustigen Wortkaskaden zu Themen wie "Innenschenkel-Haartransplantation" und "Eichhörnchenbordell" ärgern. Vordergründig geht es in diesem Stück (Text und Regie: Dominic Oley, laut Programm "Sprachmarxist") um den Grafen von Monte Christo, dessen Liebes-Enttäuschung in eine grelle Unterhaltungs-Show ("Schmerzblatt") eingebettet wird. So lange der verschwurbelte Text und die überdreht agierenden Schauspieler Satire sind, geht sich das ganz gut aus. Da, wo die Sozialkritik zu aufdringlich wird ("Sklaventreiberei heißt heute Betriebsklima") wird es schwierig. Für die bekannte Botschaft, dass das Kapital böse und das Fernsehen trash ist, braucht es zumindest eine neue Verpackung.

KURIER-Wertung:

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