Ein Signal für die Zukunft der Burg
Bilanzgewinn: Null Euro“, steht im Jahresabschluss des Burgtheaters 2011/’12, und das klingt erst einmal nicht so schlecht: Das Theater hat also das Geschäftsjahr ohne Verlust, mit der sprichwörtlichen „schwarzen Null“, abschließen können. Doch diese schwarze Null ist kein Happy End einer leichten Komödie. Sondern eher ein Lehrstück in Bilanzierung, das etwas trocken zum Durchsitzen ist. Bei dem es sich aber dennoch lohnt, bis zum Finale dabeizubleiben.
In aller Kürze
Ein Theater finanziert Aufführungen. Diese werden dann über einen gewissen Zeitraum in der Bilanz abgeschrieben – je länger, desto besser sieht die Bilanz des Theaters aus, weil die Kosten verteilt werden. Doch nach Ansicht eines renommierten Wirtschaftsprüfungsunternehmens, das nun die Jahresabschlussprüfung des Burgtheaters übernommen hat, hat das Theater sich dazu zuletzt zu lange Zeit gelassen.
Für 2011/’12 wurde diese Abschreibungsspanne daher rückwirkend verkürzt – und plötzlich fehlten „erschreckende“ rund 3,7 Millionen Euro in der Bilanz des Theaters, wie der Chef der Bundestheater-Holding, Georg Springer, erläutert. Die frühere Bilanzierungsmethode sei mit der Holding akkordiert gewesen. Das Burgtheater habe zuletzt aber bilanztechnisch „besser dagestanden, als eigentlich der Fall war“, sagt Springer.
Und betont: „Intensiv“ sei das Programm gewesen, mit dem Burgchef Matthias Hartmann seine Direktion begonnen hat: 13 Premieren im Haupthaus und im Akademietheater in vier Monaten. Und jetzt nimmt die Handlung des Bilanzlehrstückes Schwung auf. Denn was tun, um den drohenden Verlust, das drohende Minus in der Bilanz abzuwenden?
Man musste buchungstechnisch ans Eingemachte gehen: In einem sogenannten Kapitalschnitt wurde das Stammkapital des Burgtheaters um 3,65 Millionen Euro herabgesetzt. Die selbe Summe scheint deswegen auf der Habenseite in der Bilanz auf – und schon ging sich die schwarze Null wieder aus.
Da gehe es nicht um Geld, das jetzt irgendwo fehle, sondern um Buchungs- und Bilanzposten, sagt Springer. Es sei ein „nicht ungewöhnlicher“ Vorgang. Aber Springer mahnt: Das sei „schon ein Signal“ für die Zukunft des Theaters. Eine Aufgabe auch für die bisherige Geschäftsführerin Silvia Stantejsky, ab September Ko-Direktorin von Hartmann.
Rücklagen auflösen – ein beliebtes Mittel – kann das Theater, dessen Ensemble bereits von 100 auf 80 Mitglieder reduziert wurde, künftig jedenfalls nicht mehr: es gibt keine Rücklagen mehr, wie der jüngste Holding-Geschäftsbericht zeigt.
Die Bundestheater-Holding selbst, die übergeordnete Instanz von Burgtheater, Staats- und Volksoper, hat aber noch Rücklagen: Ein Teil davon wurde 2011/’12 aufgelöst, damit das gesamte Unternehmen mit schwarzer Null bilanzieren konnte. Auch in der laufenden Saison 2012/’13 werde sich das noch einmal ausgehen.
Aber die Bundestheater „fahren mit leerem Tank auf Reserve“, sagt Springer. „Und noch ist keine Tankstelle in Sicht“. Zuletzt gab es einmalig 4,5 Millionen Euro mehr für die Bundestheater, insgesamt beträgt die Subvention derzeit fast 149 Millionen Euro. „Beachtlich“, sagt Springer. Und wünscht sich angesichts dieser „tröpferlweisen“ Erhöhungen eine dauerhafte Subventionserhöhung um 10 Millionen Euro und einen Mechanismus, um die permanent steigenden Personalkosten laufend finanzieren zu können.
Aktuell
Die Zahlen aus der laufenden Saison sind jedenfalls vielversprechend: Mit Stichtag 12. März hat die Volksoper 83,4 Prozent Auslastung und Mehreinnahmen von 355.000 Euro (die Volksoper hat auch ihren Eigendeckungsgrad rasant von 21 auf 25 Prozent erhöht). Die Staatsoper hat „einzigartige“ 99,19 Prozent Auslastung und ein Plus von 1,86 Millionen Euro. Und die Burg eine Auslastung von 86 Prozent und 302.000 Euro Plus. Auch bei den laufenden Einsparungsmaßnahmen liege man über Plan, sagt Springer: Statt 7 Millionen habe man schon rund 9 Millionen Euro „optimiert“. Ein abschließender Wunsch Springers: Eine Studiobühne für die Staatsoper, damit von deren Dach das Kinderzelt „verschwindet“.
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