Ein Plädoyer für engagierte Musik

Ein Plädoyer für engagierte Musik
Zum Finale widmete sich "Wien Modern" den stürmischen Nachkriegs-Aufbruchsjahren der Neuen Musik.

Mit Bruno MadernasQuadrivium“ (1969) und Pierre Boulez’ „Rituel in memoriam Bruno Maderna“ (1974-’75) wurde der Große Saal des Musikvereins am Freitag mit zwei Werken bespielt, die einen der großen Neue-Musik-Komponisten ins Zentrum rücken und die sich strukturell der Eroberung des Raumes widmen.

Zentraler geht es nicht: Dirigent Cornelius Meister durfte nach der Pause auf ein mittig aufgestelltes Podest steigen, von dem aus er die acht Musikergruppen des ORF-Radio-Symphonieorchesters (RSO) leitete. Auch das Publikum saß teils auf Tuchfühlung mit den im Raum verteilten RSO-Musikern und bekam dadurch ganz unterschiedliche Klangerlebnisse serviert.

Pionier

Festival-Mitbegründer und Neue Musik-Pionier Lothar Knessl, der heuer bei der 25. Ausgabe von Wien Modern einige Konzerte selbst kuratierte, setzte zwei Werke gegeneinander, die direkten Bezug zueinander haben: Boulez nahm in seinem Maderna gewidmeten Werk Elemente aus dessen „Quadrivium“ auf, ließ die Musikergruppen je eigenen Rhythmen folgen, die denen der anderen Gruppen widersprachen und dennoch wiederholt zu einem Gesamtbild zueinanderfanden. Ein hochkomplexes, zugleich besinnliches Werk, das dem kaum älteren, aber deutlich historischer klingenden „Quadrivium“ rückwirkend mehr Kraft verlieh.

Knessl stellte die Werke programmatisch der „zeitgeistig nicht reflektierenden Unterhaltung“ entgegen. Eine finale Positionsbestimmung für das Wien Modern-Festival, die das Publikum teilte: anhaltender, lauter Applaus für alle Beteiligten.

KURIER-Wertung: *** von *****
 

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