Ein Picasso für 120 Millionen soll den Auktionsherbst retten

Ein Picasso für 120 Millionen soll den Auktionsherbst retten
Sotheby's sicherte sich den Nachlass der US-Mäzenin Emily Fisher Landau mit Top-Werken der modernen Kunst

Der Kunstmarkt hat schon einmal bessere Zeiten gesehen: In Zeiten hoher Inflation und steigenden Zinsen ist in der Sphäre der Reichen und Superreichen weniger "Spielgeld" am Tisch, und Sammler, die hochpreisige Kunstwerke ihr eigen nennen, zögern eher damit, sich von diesen zu trennen. Nach einem ersten Halbjahr, in dem viele Auktionshäuser laue Umsätze meldeten, spähte die Fachwelt nun auf einen kapitalen Fang: Welches Haus würde sich wohl die Sammlung von Emily Fisher Landau sichern? Die legendäre New Yorker Kunstmäzenin, die das US-Kunstgeschehen als Aufsichtsratsmitglied des "Whitney Museum of American Art" auch höchst aktiv mitgeprägt hatte, war im vergangenen April im hohen Alter von 102 Jahren verstorben.

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Ein Picasso für 120 Millionen soll den Auktionsherbst retten

Am Mittwoch verkündete das Auktionshaus Sotheby's nun, dass es das Rennen um den Kunstschatz Emily Fisher Landaus gemacht hatte - nicht ohne auf sein neues Hauptquartier, das "Breuer Building" an der New Yorker Madison Avenue, hinzuweisen. Das moderne Architekturjuwel war lange Zeit der Sitz des Whitney Museums of American Art gewesen, also jener Institution, der Fisher Landau lange Zeit verbunden gewesen war.

Hauptattraktion der zwei Auktionen, die für den 8. und 9. November angesetzt sind und von Sotheby's schon jetzt vollmundig als "historische Momente in der Geschichte des Kunstmarkts" angepriesen werden, ist das Gemälde "Femme á la montre" (Frau mit Armbanduhr) von Pablo Picasso. Es entstand 1932 und zeigt seine damalige Geliebte Marie-Therese Walter und wird  auf mehr als  120 Millionen US-Dollar geschätzt.

Die Sammlerin - sie hieß damals noch Emily Fisher und war mit einem wohlhabenden Immobilienunternehmer verheiratet - kaufte das Werk im Jahr 1968. Ein Jahr später drangen Räuber in das Apartment des Ehepaars ein und entwendeten die wertvolle Juwelen-Sammlung, die Fisher, großteils dank Geschenken ihres Mannes, angehäuft hatte. Sie erhielt eine erkleckliche Versicherungssumme - und begann bald, damit Kunst zu kaufen.

Neben Werken der Klassischen Moderne sammelte Fisher, die nach dem Tod ihres ersten Mannes 1976 den Industriellen Sheldon Landau geheiratet hatte, Werke einer neuen Künstlergeneration wie Ed Ruscha, Glenn Ligon oder den einst hoch angesagten, heute etwas in Vergessenheit geratenen Maler Mark Tansey. Sein Bild "The Triumph Over Mastery" ("Triumph über die Meisterschaft"), in dem ein Anstreicher die Fresken in Michelangelos Sixtinischer Kapelle überpinselt, kommt mit einem Schätzwert von 8-12 Millionen US-$ zur Auktion.

Ein Picasso für 120 Millionen soll den Auktionsherbst retten

Während Fisher Landau in ihrer Partizipation an der Kunst voll aufging, musste sie privat mehrere Schicksalsschläge einstecken, wie die New York Times in ihrem Nachruf berichtete: Ihr Sohn und ihre Schwiegertochter kamen 2003 bei einem Flugzeugabsturz ums Leben, ihr Enkel starb im selben Jahr bei einem Autounfall. Ein weiterer Sohn starb 2006.

Für die Nachwelt gibt die Auktion nun Einblick in eine Generation des Mäzenatentums, das stets auch das Museumswesen im Blick hatte: Dem Whitney Museum hatte Fisher Landau bereits 2010 ein Konvolut von 400 Arbeiten aus ihrer Sammlung geschenkt.

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