Sanft rollen die Wellen an den Strand, zwei teuer aussehende Loungesessel blicken aufs Wasser. Schaut idyllisch aus, aber wie das so ist, auf den Inseln der Reichen und Schönen wie eben Nantucket, die mörderischen Geheimnisse sind nur einen Diamantwurf entfernt. Zumindest in der einschlägigen Literatur, wie sie US-Amerikanerin Elin Hilderbrand schreibt. Ihr Seifenoper-meets-Krimi-Roman „Ein neuer Sommer“ läuft aktuell auf Netflix als Miniserie mit Nicole Kidman.
Kidman ist die erfolgreiche Autorin Greer Garrison Winbury, sie ist verheiratet mit dem reichen, aber sonst funktionslosen Erben Tag Winbury (Liev Schreiber). Ihre makellose Ehe soll das Vorbild für das Vorzeigepaar in ihren Bestsellern sein. Drei Söhne haben die beiden, einer davon soll auf dem luxuriösen Anwesen heiraten. Wenn da nicht die Leiche wäre, die da im Wasser vor den teuren Loungesesseln treibt.
Verdächtig sind alle
Wer tot ist, wird in einem ungewöhnlichen dramaturgischen Kniff erstmal gar nicht verraten – deswegen auch hier nicht. In sechs Folgen wird in „Ein neuer Sommer“ mit mal mehr, mal weniger überraschenden Wendungen ein Mörder unter den Reichen und Schönen gesucht. Verdächtig sind eigentlich alle, vom „perfekten“ Paar angefangen über den Tablettenjunkie-Sohn und dessen schwangere, hochgradig biestige Frau (Dakota Fanning), die exzentrisch-versoffene französische Freundin der Familie (Isabelle Adjani) und alle anderen bis zur dem Hausherrn verfallenen Bedienerin. Alle haben sie irgendwelche Geheimnisse, nicht alle davon wiederum haben etwas mit dem Mord zu tun. Dem Irrweg der Ermittler zuzusehen, ist kurzweilig und mitunter auch sehr amüsant. Der im Ort ansässige Polizist muss erst seine Skrupel überwinden, weil die Winburys schließlich so viel für die Polizei gespendet haben. Als aber seine Tochter irgendwie in die Sache hineingezogen wird, wird es auch für ihn ernst.
Schneise des Grants
Nicole Kidman passt gut in die Rolle der kühlen, kontrollsüchtigen Matriarchin, Adjani ist auch eine Freude als Chaotin mit Durchblick. Dass beide in ihrer Mimik, nun ja, etwas eingeschränkt sind, passt irgendwie auch zu ihren Rollen. An die Wand gespielt werden sie alle von Donna Lynne Champlin als zugeteilte Kommissarin Nikki Henry, die geradlinig eine Schneise des Grants durch die vermeintlich heile Welt zieht. Die Serie lässt sich ausgezeichnet in einem Flutsch anschauen – und auch wenn die idyllischen Bilder nur Schein sind, sind sie doch anheimelnd. Richtig schräg ist, dass die ganze Crew bei den Anfangscredits immer eine Musical-Choreografie tanzt. Passenderweise zum Song „Criminals“ von Meghan Trainor.
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