Ein Debüt, das hoffentlich Folgen hat

Luca Pisaroni als sehr kultivierter Graf Almaviva und Olga Bezsmertna als Gräfin im Haus am Ring
Kritik: Mozarts "Le nozze di Figaro" überzeugt musikalisch auch dank Dirigent Sascha Goetzel.

Mit wirklich guten Mozart-Dirigenten war man in Österreich zuletzt nicht unbedingt gesegnet. Umso erfreulicher, dass die aktuelle Spielserie (Reprisen: 19., 22. und 25. November) von Mozarts "Le nozze di Figaro" an der Staatsoper beweist: Mozart am Ring – das kann musikalisch sehr gut funktionieren.

Einer der Hauptgründe: Dirigent Sascha Goetzel und ein Orchester, das unter einem derart kundigen Maestro – Goetzel dirigierte erstmals Oper am Ring – zur Höchstform auflaufen kann. Denn der gebürtige Wiener gestaltet einen frischen, vitalen, dennoch stets nuancierten, in den Details unfassbar farbenreichen Mozart, ist dabei den Sängern ein ausgezeichneter Partner. Goetzel macht in der Musik all das hörbar, was man szenisch leider nicht sieht. Da geht es zumindest orchestral plötzlich um zutiefst menschliche Dramen, um (niemals plakative) Komik und um doppelbödige Erotik. Dieser Mozart ist dank Dirigent und Orchester fein gearbeitet, zieht in den Bann.

Ideales Fundament

Die Sänger wissen dieses musikalische Fundament merklich zu schätzen. So gibt Luca Pisaroni (Wiener Rollendebüt) einen sehr noblen, vokal kultivierten, herrlich phrasierenden Graf Almaviva, der in Olga Bezsmertna eine stimmlich höchst lebendige, resolute Gräfin findet.

Nicht minder prägnant agiert auch Publikumsliebling Adam Plachetka, der als Figaro sein komödiantisches Talent lustvoll ausspielt und stimmlich dieser Partie kaum etwas schuldig bleibt. Plachetka ist und bleibt ein Vollblutschauspieler. Seine entzückende Susanna ist Anita Hartig, die vor allem in den lyrischen Passagen brilliert.

Nicht ganz auf diesem Niveau: Rachel Frenkel als bemühter, vokal nicht immer durchschlagskräftiger Cherubino. Donna Ellen als Marcellina, Pavel Kolgatin als Basilio, Rollendebütant Jongmin Park als Bartolo, Benedikt Kobel (Curzio) und auch Mihail Dogotari (Antonio) erfüllen ihre Aufgaben gut. Als Barbarina ist Daniela Fally in stimmlicher und darstellerischer Hinsicht purer Luxus.

Starkes Ensemble

Beeindruckend auch, wie sich das gesamte Ensemble gegen die charme- und fantasielose Inszenierung (Jean-Louis Martinoty) behaupten kann. Bleibt somit nur zu hoffen, das dieser neue Mozart-Schwung am Ring noch lange anhält. Die musikalische Basis wäre vorhanden.

KURIER-Wertung:

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