Echte Schiele-Zeichnung im Second-Hand-Shop gekauft

Echte Schiele-Zeichnung im Second-Hand-Shop gekauft
Jane Kallir, die zentrale Autorität für Schiele, bestätigte die Echtheit des Zufalls-Funds in New York.

Meistens ist Jane Kallir jene Person, die die Luft aus so genannten "Sensationsfunden" herauslässt: Die Leiterin der "Galerie St. Etienne" in New York ist die Enkelin des 1938 emigrierten Wiener Galeristen Otto Kallir-Nirenstein und Verfasserin des zentralen Schiele-Werkverzeichnisses. Damit ist sie weltweit die wichtigste Autorität, wenn es um Echtheitsbestätigungen für das Werk des 1918 verstorbenen Künstlers geht. Wenn sie also einen Zufallsfund aus einem Second-Hand-Shop als bisher unbekanntes Schiele Werk klassifiziert, lässt dies zumindest aufhorchen.

Genau das ist nun geschehen, wie das Art Newspaper berichtet: Kallir war von einem Mann kontaktiert worden, der vermeinte, in einem Second-Hand-Laden im New Yorker Stadtteil Queens eine echte Schiele-Zeichnung gekauft zu haben. Die Expertin erhält solche Anfragen oft - und wie sie auch schon in mehreren KURIER-Interviews erzählte, handelt es sich bei den meisten Werken um Fälschungen oder plumpe Nachahmungen. Im vorliegenden Fall, dauerte es lange, bis der Mann hoch auflösende Fotos des Blatts schickte und schließlich das Werk im Original begutachten ließ.

Dass das Werk tatsächlich von Schiele war, erkannte Kallir unter anderem daran, dass sich die Zeichnung in eine Reihe von 22 weiteren Blättern einreihen lässt, die zur Vorbereitung der Lithografie "Mädchen" von 1918 dienten. Es war das letzte Werk, das Schiele vor seinem Tod in dieser Technik ausführte. Das besagte Mädchen, das Schiele in verschiedenen Posen Modell saß, kam auch in anderen Werken aus dem Jahr 1918 vor, wird Kallir im Art Newspaper zitiert. Die Vorbereitungszeichnungen zur Lithographie entstanden möglicherweise in einer einzigen Sitzung; einige davon sind auch in der Sammlung des Wiener Leopold Museums zu finden. 

Kallir selbst bietet die nun gefundene Zeichnung in ihrer New Yorker Galerie an. Den Wert gibt sie gegenüber dem Art Newspaper mit 100.000 - 200.000 US-Dollar (90.000 - 180.000 Euro) an. Wie viel der Mann für die Zeichnung im Second-Hand-Shop gezahlt hatte, wollte er nicht preisgeben.

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