"Larissa ist ja kein Ungeheuer"

Ein 21-jähriges Model aus Kärnten beherrscht seit Tagen die Berichterstattung über die quotenstarke RTL-Ekelshow "Ich bin ein Star holt mich hier raus!". Fast traumwandlerisch treibt Larissa Marolt ihre Mitcamper Tag für Tag in den Wahnsinn, avancierte zum „Zicklein aus den Karawanken“ (©Focus Online) und steht in der Kritik des Boulevards. Nur Disco-Schnulzensänger Michael Wendler verstand es, durch seinen unglaubwürdigen Ausstieg und die versuchte Rückkehr ins Camp ähnlich viel Fassungslosigkeit und Spott auszulösen.

"Wer ist hier bekloppt und wer normal?“, fragte sich Spiegel Online ob des Wendlerschen Eiertanzes und zog den Faden somit wieder zurück zu Larissa. Die Kärntnerin könnte als Teil eines „postmodernen Experiments“ gesehen werden, schreibt die Online-Ausgabe des deutschen Nachrichtenmagazins in ihrer täglichen Dschungel-Analyse. Eine nur scheinbar verrückte Kandidatin werde präsentiert, deren Präsenz verschleiere, dass der eigentliche Irrsinn in den vorgeblich „Normalen“ schlummere.

Vater: "Schauspielerisches Talent"

Auf einer emotionaleren Ebene stärkt Heinz Anton Marolt seiner Tochter den Rücken. „Zeigen Sie mir ein Mädchen, das binnen drei Tagen den gesamten deutschsprachigen Raum polarisiert, aufrührt und so eine One-Woman-Show zustande bringt“, sagt der Hotelier aus St. Kanzian am Klopeiner See im Gespräch mit dem KURIER. „Der Hype, der sich um Larissa entwickelt hat, ist ja aufgrund ihres schauspielerischen Talents gewachsen. Sie hat ihren Job sehr gut gelernt.“ Die 21-Jährige hatte jüngst die Lee-Strasberg-Schauspielschule in New York besucht.

Schlangen und Sperma-Cocktails

Ärger über Politiker

Überhaupt nicht verträglich findet Marolt hingegen, „wenn Leute nicht unterscheiden können, was Show ist, was Politik und was Wirtschaft. Und wenn das noch dazu Leute sind, die über Jahre politische Mandate ausgeübt haben.“ Der Hintergrund: Am Mittwoch richtete der 55-Jährige einen geharnischten offenen Brief an Stefan Petzner und bezeichnete diesen als "Fremdschämer". Petzner hatte eine Klarstellung gefordert, dass Larissa Marolt nicht aus Klagenfurt stamme, wie in der Show behauptet worden sei. Der Ex-BZÖ-Politiker hatte einen möglichen Imageschaden für die Wörtherseeregion in den Raum gestellt.

Über Nachteile für den Tourismus macht sich Hotelier Marolt ebenso wenig Sorgen wie um die Zukunft seiner Tochter: „Sie wird ja nicht von Leuten, die in Foren anrüchige Bemerkungen machen oder Kritik üben, gebucht, sondern letztendlich von Sendern, die Quoten machen, und von Agenturen, die einen Menschen haben wollen, den man herzeigen kann."

In den vergangenen Jahren sind allerdings schon einige Dschungel-Stars wieder in der Versenkung verschwunden. Warum er dennoch so optimistisch in die Zukunft blicke? Marolt: "Sie ist ein ganz besonderes Mädchen, das ich als Papa einfach als sehr natürlich und liebenswert bezeichnen würde. Ein Vater sieht seine Tochter natürlich immer mit anderen Augen - aber sie gibt schon was her. Das sieht man auch in ungeschminkter Version im Dschungel - ohne Lippenstift, ohne irgendwas, ohne Frisur. Larissa hat einfach ein Charisma, das viele andere nicht haben."

Larissa Marolt: Vom Laufsteg in den Dschungel

Über das Dschungelcamp ist die Menschheit (wie diese Redaktion) bekanntlich leidenschaftlich geteilter Meinung: Ausrangierte Ehemalige oder junge Nachwuchshoffnungen für die Seitenblicke-Gesellschaft werden dort gequält, vorgeführt und ausgestellt. Jeder „Promi“ wird für eine Rolle ausgesucht, die sie oder er im Camp einnehmen wird. Drehbuch braucht es keines, aber jeder weiß, was zu tun ist, um in die Fernsehzusammenfassung zu kommen – Banalitäten und Grauslichkeiten improvisiert man eben am leichtesten.

Man kann das Ganze lustig finden (ich tue das), aber auch zurecht darüber empört sein und sich vom Fernseher und sozialen Netzwerken fernhalten, solange „Ich bin ein Star ...“ läuft. Aber die Relevanz des Phänomens soll uns bitte niemand abstreiten. Den Beweis dafür, dass ein ziemlicher medialer Dschungel-Sog eingesetzt hat, trat jüngst ein Kärntner Ex-Politiker an: Er forderte eine Klage gegen RTL, weil Teilnehmerin Larissa das Image Klagenfurts schädige. Sogar er schaffte es damit in die Zeitung.

Die Vorgänge im Dschungelcamp Tag für Tag in unserem Dschungel-Buch.