Auf Theater wegen Corona verzichten? Wütende Reaktionen auf Schröder-Vorschlag
Klaus Albrecht Schröder, Direktor der Albertina, schlug am Sonntag im KURIER vor, auf das Theater zu verzichten, bis die Corona-Krise bewältigt ist: „Wir werden die Zeit auch ohne das Lebensmittel Theater überleben. Und wenn wir konsequent die Maske tragen, verkürzen wir die Zeit, bis wir wieder ins Theater gehen können.“
Schröder traf damit einen wunden Punkt: Viele Theater- und Operndirektoren reagierten mit einem Aufschrei, darunter Herbert Föttinger vom Josefstädter Theater und Neo-Staatsopernchef Bogdan Roščić. Grundtenor: Der Albertina-Direktor verlange die Schließung der Theater, nur um sein Museum zu retten.
Harald Posch, Direktor des Werk X, meint: „Ich freue mich immer, wenn Kollegen über den Tellerrand ihrer spezifischen Kunstgattung auch für andere Genres gesteigertes Interesse zeigen. Dem Theater-Kollegium aber via Interview ausrichten zu lassen, wie sie während der Pandemie ihre Geschäfte zu führen hätten, ist nicht nur dreist, sondern zeigt, dass sich hier offenbar jemand im Stile eines Hobbyvirologen als Amateurgesundheits- und Kulturpolitiker versucht und dies gleich mal mit recht autoritären Vorschlägen einleitet.“ Unter dem Vorwand der Lebensrettung „alle Bühnen zusperren zu wollen“ habe ja etwas vom „Kunstverständnis der Ursula Stenzel“.
Auch Kulturstaatssekretärin Andrea Mayer reagierte: „Die Theater geschlossen zu halten, steht für mich nicht zur Debatte. Wir sind in Österreich in der glücklichen Lage, dass Kunst und Kultur stattfinden können, wenn auch mit Einschränkungen. Wir brauchen alle Bereiche der Kunst gleichermaßen. Sie gegeneinander auszuspielen, halte ich für einen völlig falschen Ansatz.“
Appell an die Vernunft
Schröder fühlt sich allerdings missverstanden. Denn im Interview taucht das Wort „Schließung“ mit keiner Silbe auf. Der Albertina-Direktor wollte bloß appellieren – an die Vernunft: „Meiner Meinung nach ist das basale Grundrecht auf Gesundheit und Unversehrtheit höher zu bewerten als Kunst und Kultur. Das ist auch der Grund, warum wir derzeit in der Albertina keine Großveranstaltungen – keine Eröffnungen mit tausenden Besuchern, keine Konzerte und keine Lesungen – anbieten. Weil ich nicht will, dass die Albertina ein Super-Spreader wird.“
Die Veranstalter hingegen bestehen auf einen Vorstellungsbetrieb ohne Besucherbeschränkungen. Ob dies ab 1. September möglich sein wird, ist allerdings noch offen. An sich sollen bei Einhaltung der Abstandsregeln und Vorliegen eines Präventionskonzeptes bis zu 5.000 Zuschauer indoor möglich sein. Doch als Korrektiv kommt die neue Corona-Ampel hinzu. In der ZiB2 am Sonntag sagte Mayer, dass es – je nach Ampelfarbe – in den unterschiedlichen Bundesländern unterschiedliche erlaubte Besucherzahlen geben könne.
In ihrem Büro geht man gegenwärtig davon aus, dass „Grün“ flächendeckend sehr wahrscheinlich ist – selbst in Wien. Und wenn die Ampel aufgrund neuer Corona-Fälle auf „Gelb“ umspringt? Dann muss es wohl zu einer Sitzplatzreduzierung kommen, was die Abo-Verwaltungen der Häuser vor massive Probleme stellen dürfte. Über die genaue Vorgangsweise in einem solchen Fall herrscht derzeit noch Unklarheit. Aber steht eine Ausfallhaftung im Raum. Sprich: Wenn aufgrund der gesetzlichen Verordnung die bereits verkauften Plätze nicht zur Verfügung stehen, ersetzt die öffentliche Hand den Einnahmeausfall. In welchem Ausmaß, wird diskutiert.
Gefordert ist zudem ein innovativer Umgang mit Corona. Als positives Beispiel wird der Stadtsaal in Wien genannt: Geschäftsführer Andreas Fuderer ließ Plexiglasscheiben zwischen den Sitzen montieren. Seit 1. August gibt es daher keine leeren Plätze mehr ...
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