Der Tod eines Dogen in der venezianischen Grottenbahn

Plácido Domingo als Doge Francesco Foscari (li.) mit Arturo Chacón-Cruz als Jacopo Foscari.
Plácido Domingo rettet an der Wien eine ganz schwache Produktion von Verdis "I due Foscari".

Um Missverständnissen vorzubeugen: Es ist gut, richtig und wichtig, auch unbekanntere Verdi-Opern szenisch zu präsentieren. Und es ist auch seitens des Theaters an der Wien völlig verständlich, auf eine internationale Produktion aufzuspringen, wenn dafür ein Ausnahmekünstler wie Plácido Domingo zur Verfügung steht. Aber dennoch: Mit „I due Foscari“ kann man an der Wien nicht an die sonst üblichen Erfolge anknüpfen. Eher im Gegenteil.

Doch der Reihe nach: Los Angeles, Valencia, Wien und dann Covent Garden sind die Stationen dieser definitiv für eine Tournee konzipierten Verdi-Ehrenrettung. Vier sehr unterschiedliche Häuser, die in ästhetischer Hinsicht alle einigermaßen bedient werden müssen. Keine leichte Aufgabe für einen Regisseur. Doch was Thaddeus Strassberger da auf die Bühne (Kevin Knight) stellt, gleicht ästhetisch einer üblen Grottenbahnfahrt und erschöpft sich in einem händeringenden Geh- und Stehtheater.

Szenenfotos

Der Tod eines Dogen in der venezianischen Grottenbahn

FOTOPROBE: "I DUE FOSCARI"
Der Tod eines Dogen in der venezianischen Grottenbahn

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Was will Strassberger eigentlich sagen? Gut, es geht um den Dogen Francesco Foscari, der aufgrund einer Intrige erst seinen Sohn, dann seine Macht und letztlich (aus gebrochenem Herzen) sein Leben verliert. Ein Drama um die Macht der Familie und die Ohnmacht eines Herrschers in Venedig – das wäre ein Ansatz. Doch nichts davon ist zu sehen. Die Protagonisten sind durch ihre Kostüme (rot, schwarz, weiß) charakterisiert; der Doge stirbt im Nachthemd. Auf eine Personenführung wird ganz verzichtet. Ein einziges Nichts.

Bleibt also die Musik, die bei diesem Jugendwerk Verdis Genie bereits aufblitzen lässt. Dirigent James Conlon lässt am Pult des an sich sehr guten ORF Radio-Symphonieorchester Wien aber viel an Subtilität vermissen. Entweder lässt es Conlon ordentlich krachen oder er nimmt die Musiker so zurück, dass sich musikalische Lähmungserscheinungen einstellen.

Schade, denn zumindest der gewohnt sehr gute Arnold Schoenberg Chor und vor allem Domingo zeigen, wie herrlich dieser Verdi klingen könnte. Domingo singt längst in seiner eigenen Liga, verfügt immer noch über eine beeindruckende Stimme und eine unfassbare Präsenz. Seine finale Szene ist hinreißend intensiv. Einfach grandios!

An diese Leistung kann etwa Arturo Chacón-Cruz nicht anknüpfen. Der lyrische Tenor müht sich mit Verdis Höhen massiv, quält sich durch die Partie des Jacopo Foscari, Sohn des Dogen. Und die attraktive Davinia Rodriguez macht als Dogen-Schwiegertochter Lucrezia zwar einen auf Maria Callas; ihr Sopran ist davon aber weit entfernt.

Bleibt von den Nebenrollen nur der sehr gute Bassist Roberto Tagliavini als Gegenspieler der Dogen-Familie. Dumm nur, dass ausgerechnet diesem Verdi keine große Arie zugedacht hat. Jubel für Domingo, braver, höflicher Applaus für den Rest.

Viel Lärm um wenig

„I due Foscari“ wurde 1844 in Rom uraufgeführt; das Libretto (Francesco Maria Piave) basiert auf einem Drama von Lord Byron und historischen Begebenheiten.

Einfach zum Vergessen.

Dirigat Sehr unentschlossen. Mehr Subtilität könnte nicht schaden.

GesangPlácido Domingo ist eine Klasse für sich; das übrige Ensemble hat großteils massive Probleme.

KURIER-Wertung:

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