"Die Zauberflöte" in Bregenz: "Star Wars" mit Mozart

Drei riesige Drachenhunde spucken Nebel; Akrobaten, die aus „Spiderman“ stammen könnten, erobern die Bühne; die drei Damen (zumindest ihre Puppen) reiten auf Urzeitvögeln, die möglicherweise direkt aus der „Unendlichen Geschichte“ am Bodensee gelandet sind; Sarastro sieht aus, als bekäme er es gleich mit einer Klingonen-Delegation zu tun; und Papageno wirkt optisch wie ein in die Jahre gekommener Hip-Hopper, der in eine „ Star Wars“-Episode geworfen wurde.

Bei den Bregenzer Festspielen ist wieder „Zauberflöten“-Time. Mozart – the next generation. Ein gigantisch aufwändiges Fantasy-Spektakel mit Tauchern und tanzenden Turnern, Booten und leuchtenden Bällen, Feuer und Furor. Mit der Geschichte der Oper hat das am Rande zu tun. Es wirkt, als hätte Mozart den Soundtrack zu „Krieg der Sterne“ komponiert. Wer weiß, bei dieser sternflammenden Königin . . .

Aber die riesige Seebühne verleitet ja nicht nur, sondern zwingt geradezu zur großen Geste. Und dafür ist „Die Zauberflöte“, jenes rätselhafte Stück, das irrtümlich immer auch als kindergerecht empfunden, nicht ideal. Man erinnert sich noch an die fantasievolle Umsetzung von Jerome Savary 1985 in Bregenz. Nun gibt es ein zeitgerechtes Technik-Spektakel, das in vielen Momenten durchaus attraktiv ist. In den intimeren Passagen tut sich dafür auf der Bühne so gut wie nichts, weil die Protagonisten meterweit auseinanderstehen – sofern diese Szenen in der gespielten Fassung überhaupt existieren. 2:20 dauert die stark gekürzte Oper am See.

Szenenfotos der Inszenierung

Aber was versucht Regisseur David Pountney mit seiner Märchenversion, für die er bis zum Tod von Paminens Vater ausholt, zu sagen? Dass sowohl das Reich der Königin der Nacht, als auch jenes von Sarastro nicht der Sehnsuchtsort für zwei Liebende sein kann. Sollen die beiden Alten einander ruhig die Schädel einschlagen, die Jungen haben es anderswo besser. Ein schöner humanistischer Ansatz, in das für die Seebühne nötige größere Ganze gepackt. Einige Neuerungen hat Pountney im zweiten Produktionsjahr hinzugefügt, etwa einen Marionetten-Vogel als Begleiter von Papageno.

Die Präzision der Beteiligten ist verblüffend, die Bühne (Johan Engels) der am besten geführte Protagonist, das Soundsystem in Bregenz perfektioniert. Man hört das Werk akustisch wie in einem Theater. Die Koordination zwischen dem Dirigenten (das Orchester spielt nebenan im Theater und wird mittels Video zugeschaltet) und den Sängern ist aber offenbar so schwierig, dass es nicht immer ganz synchron abläuft.

Patrick Summers am Pult der einen feinen, noblen Mozart-Klang entwickelnden Wiener Symphoniker scheint daher in erster Linie um Unfallfreiheit bemüht und weniger um Gestaltung. Bei den massiven Strichen ginge es wohl auch nicht anders.

Die Besetzung ist durchwachsen. Kathryn Lewek ist als Königin der Nacht die Beste mit klarer Höhe und schönen Koloraturen, Alfred Reiter ein markanter Sarastro, Bernarda Bobro eine höhensichere Pamina mit schönem Timbre, Norman Reinhardt ein etwas zu stark forcierender Tamino, Markus Brück ein amüsanter und fein lyrischer Papageno, Alexander Kaimbacher ein nur darstellerisch überzeugender Monostatos.

Bis 25. August wird „Die Zauberflöte“ noch gespielt, 2015 kommt unter Intendantin Elisabeth Sobotka Puccinis „Turandot“.

KURIER-Wertung: