Die Welt nach „Oppenheimer“ als düstere Kunstinstallation
Wer den vielfach preisgekrönten Film „Oppenheimer“ gesehen hat, erinnert sich vielleicht an die Szene des allerersten Atombombentests – mit Lichtblitzen und der umwerfenden Wucht der Detonation.
Was der Film nicht sichtbar macht, ist das Danach: Der nukleare „Fallout“, der sich infolge der Atombombenabwürfe 1945 und der Bombentests in den Folgejahren auf die ganze Erde verteilte und sich in die Erdgeschichte einschrieb.
Das Plutonium-Isotop Pu-239 zählt dabei zu den markanten Spuren, die den Beginn des „Anthropozäns“ markieren. Es wurde während der Bauarbeiten zum neuen Wien Museum auch am Wiener Karlsplatz gefunden.
Recycling
Die Künstlerin Katrin Hornek, die sich seit Langem mit dem Anthropozän und mit den Beziehungen von belebter und unbelebter Materie befasst, hat vor diesem Hintergrund nun eine eindrucksvolle Ausstellung im Hauptraum der Wiener Secession geschaffen (bis 2. 6. 2024). Der Saal wurde dafür ganz mit schwarzen Matten aus geschredderten Autoreifen ausgelegt, mit schwarzer Tinte gefüllte Bassins und Bilder an der Glasdecke schaffen eine durchaus beklemmende Atmosphäre. Aktiviert wird die Landschaft zu gewissen Zeiten von einer Tanzperformance, abseits davon von Handys, die in kleine Skulpturen in Form von Schildkröten eingelassen sind.
Spurenelemente
Diese „Botschafter“ verraten nach und nach, worum es in dem Arrangement geht: Zu sehen sind Videos, von der Analyse des Bodens (Hornek arbeitet hier mit Forschern der TU Wien zusammen), oder Erzählungen von US-Soldaten, die Atombombentests miterlebten und davon schwer traumatisiert wurden. Man erfährt von Dingen des täglichen Lebens, die bei der Atombombendetonation in Hiroshima schmolzen und als Glaspartikel heute an Stränden nachweisbar sind, oder vom Bikini-Atoll, dessen Bedeutung als Atombombenteststätte vom sonnigen Image der gleichnamigen Badekleidung überlagert wurde.
Der dunkle Fleck an der Decke stellt sich schließlich als Scan des größten Kraters im Atoll heraus, der Marmorsand in den Raumecken ist auch nicht mehr derselbe. Es ist eine famos konzipierte Installation, die Zeit zur Entfaltung braucht, dabei aber Unvorstellbares ein gutes Stück begreifbarer macht. Man wünscht ihr ein Publikum wie im großen Kino.
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