Die Totenköpfe von Hallstatt im Porträt

Die Totenköpfe von Hallstatt im Porträt
Eigentlich hat sich Paul Kranzler auf Porträtaufnahmen spezialisiert. Für sein Fotoprojekt "Vademecum" machte er eine kleine Ausnahme.

Weshalb ausgerechnet in dem pittoresken 795-Seelen-Dörfchen Hallstatt Europas größte Sammlung an Totenschädeln liegt, hat einen recht profanen Grund. Das eng zwischen Hallstätter See und den steilen Hängen des angrenzenden Salzberges eingepferchte Dorf hat einfach nicht genug Platz für einen Friedhof, weiß Paul Kranzler. Also wurden die Leichen schon nach wenigen Jahren aus den Gräbern geholt. "Da waren die noch gar nicht komplett verwest."

Die Aufgabe des Totengräbers sei es dann gewesen, die Knochen von den Fleischresten zu befreien. Auf einem Fenstersims des direkt an den kleinen Friedhof angrenzenden Totengräberhauses wurden zum Bleichen in die Sonne gelegt. Erst dann konnten die Totenschädel bemalt werden. Ein makabre Aufgabe.

Den letzten Totengräber hat der vielfach prämierte Fotokünstler - zuletzt erhielt Kranzler den "Outstanding Artist Award" des österreichischen Bundesministeriums für Kunst und Kultur - sogar kennen gelernt. Bis 1987 war Friedrich Idam der letzte Totengräber, den sich die kleine Gemeinde leistete. Wie seine Vorgänger bemalte er die Totenschädel symbolisch mit Rosen, Lorbeer oder Efeu - ganz so, wie man normalerweise ein Grab schmücken würde. Dazu kamen Name, Beruf, Geburts- und Sterbedatum des oder der Verstorbenen.

Bilder der Serie "Vademecum"

Die Totenköpfe von Hallstatt im Porträt

Paul Kranzler
Die Totenköpfe von Hallstatt im Porträt

Paul Kranzler
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Paul Kranzler
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Paul Kranzler
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Paul Kranzler
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Paul Kranzler
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Paul Kranzler
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Die Totenköpfe von Hallstatt im Porträt

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Paul Kranzler

Stillleben mit viel Geschichte

Vielleicht sei das der Grund gewesen, weshalb er sich für die Hallstätter Totenköpfe als Motiv für sein Fotoprojekt entschieden habe, scherzt Kranzler. Immerhin mache er normalerweise vor allem Porträtaufnahmen. "Die Stillleben von den Totenschädeln verraten aber auch viel über die Menschen". Und im Ernst: Der morbide Ort habe einfach schon immer eine große Faszination auf den gebürtigen Oberösterreicher, den wir für unser Interview in Paris erreichten, ausgeübt.

Bis es so weit war, musste sich Kranzler allerdings in Geduld üben. Fast ein halbes Jahr lang war er mit der Hallstätter Pfarre in Briefkontakt, ehe er in das nur wenige Quadratmeter große Beinhaus durfte. Inmitten der bemalten Totenschädel richtete er sich 2010 dann ein kleines Studio ein und begann an seinen Stillleben zu arbeiten. Ebenfalls eine Aufgabe, die vielen wohl zu makaber wäre.

Um seine Serie "Vademecum" zu vollenden, fotografierte Kranzler vergangenes Jahr schließlich noch die Fähre, die jährlich um die 500.000 Gäste nach Hallstatt bringt. Der eng an den Berghang geschlungene Ort war bis 1875 nur auf dem Seeweg zu erreichen. "Die Assoziation mit dem Styx und dem Fährenmann Charon ist da naheliegend." Dementsprechend hat Kranzler seine Serie auch genannt: "Vademecum" heißt übersetzt so viel wie "Geh' mit mir".

Weiterführende Informationen:
www.paulkranzler.com/
Galerie Brunnhofer Linz: www.brunnhofer.at
Galerie Jo van de Loo München: www.galerie-jovandeloo.com
Galerie Hilger Wien: www.hilger.at

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