Die Serie beruht auf dem Buch „Die Ibiza-Affäre: Innenansichten eines Skandals“ von zwei Ibiza-Aufdeckern, den SZ-Journalisten Frederik Obermaier und Bastian Obermayer. Das Drehbuch von Stefan Holtz und Florian Iwersen wurde vor allem in Bezug auf die Drahtzieher der Ibiza-Falle um fiktionalisierte Szenen erweitert.
Denn Regisseur Christopher Schier (siehe Interview rechts) wählte sie als zentrale Perspektive: Anwalt Ramin M. (David A. Hamade) und Detektiv Julian H., mit Wiener Zungenschlag gespielt von Nicholas Ofczarek.
„Wir erzählen keine Heldengeschichte“, sagt Ofczarek. „Eigentlich haben wir es nur mit Verlierern zu tun. Das Ernüchternde daran: Geniale Masterminds sind wahrscheinlich beide nicht. Da hat sich was verselbstständigt, über Jahre. Für mich ist diese Profanität das Schlagende an der ganzen Sache. Mit perfekter Inszenierung hätt’s vielleicht gar nicht funktioniert.“
Gezeigt wird etwa, dass im Rahmen eines Anbahnungstreffens mit Strache-Adlatus Johann Gudenus keine Speicherkarten in den Kameras eingelegt waren.
Profan erschien den Mitwirkenden auch der Originalschauplatz des Ibiza-Videos, der für die Dreharbeiten genutzt werden konnte. „Das war ja keine Villa“, erzählt Ofczarek, „das sind fünf Garagen, die aneinander gebaut waren und durchgebrochen wurden. Irgendwo am Berg, kein Blick aufs Meer. Alles sehr einfach und sehr klein.“
In der Serie ist zu sehen, dass H. und die falsche Oligarchin (die russische Schauspielerin Anna Gorshkova) noch den Gartenbereich aufgeräumt haben, der – weil die Finca offenbar zum ersten Mal vermietet wurde – einer Baustelle glich. „Deshalb wahrscheinlich auch der Dreck unter den Fußnägeln bei der Oligarchin“, vermutet Ofczarek, „die haben bis zehn Minuten, bevor der Strache gekommen ist, aufgeräumt.“
Dass Strache zwischendurch argwöhnisch die mangelhafte Maniküre erwähnte, wird auch in der Serie thematisiert. Cosima Lehninger, die Tajana Gudenus verkörpert, erzählt: „Da wurde getrickst, weil Anna ja wunderschöne Füße hat. Die kaputten Zehennägel wurden aufgeklebt.“
Lehninger berichtet außerdem: „Beim Dreh auf Ibiza haben wir uns gewundert, dass man damals nicht misstrauischer war. Diese Räume waren so klein und unspektakulär. Wir hatten Probleme, das ganze Equipment dort zu verstauen.“
Für Andreas Lust, der Heinz-Christian Strache spielt, war es dennoch „ein besonderes Gefühl“, dort zu drehen. „Alles ist noch im Original vorhanden. Nur den Teppich musste man ausrollen. Ansonsten steht dort jeder Stuhl so, wie damals verlassen.“
Julian Looman, der Johann Gudenus verkörpert, sagt: „Es wurde alles nachgebaut, die ganzen Getränke waren millimetergenau aufgestellt Du bist da drin und erlebst diesen Abend noch einmal komplett. Man sieht H.C. sitzen, man sieht Julian H. sitzen. Dann steigt man in diesen Zug und ist wie in Trance. “
„Es ist ein Stück österreichischer Boden in Spanien. Da kommt wahrscheinlich irgendwann eine Gedenktafel hin“, ergänzt Lust im Scherz. Der Aufgabe, Strache nicht zur Karikatur werden zu lassen, widmete er sich allerdings mit großer Ernsthaftigkeit. Lust: „Ich habe auf Wiederwahl gespielt, auf 34 Prozent. Anders geht es ja gar nicht. Ich kann nicht eine Rolle spielen und der Meinung sein, ich mach’ jetzt ein Arschloch daraus.“
Für ihn bleiben Strache und Gudenus in der Serie aber „Stellvertreterfiguren. Es wird ein Sinnbild für Politik im Hinterzimmer entworfen und das ist allgemeingültiger als diese einzelne, popelige, konkrete Geschichte.“
Für Looman heißt das auch allgemein: „Kennen wir das Ende? Nein, wir kennen nur das vorläufige Ende.“
Dieser Eindruck verstärkt sich in den aktuell wieder heißen politischen Zeiten umso mehr – die Interviews wurden vor den jüngsten Hausdurchsuchungen geführt.
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