Die "Neuen Geschichten vom Franz" könnten auch die letzten sein
Es ist schon wieder was passiert in den österreichischen Kinos. Nachdem die „Geschichten vom Franz“ nach Christine Nöstlingers Buchreihe im Vorjahr respektable 95.000 Besucher erreichten, brachte dasselbe Leading Team, Sarah Wassermair (Drehbuch) und Johannes Schmid (Regie), nun den zweiten Film in die Kinos.
„Neue Geschichten vom Franz“ erinnert über lange Strecken an eine österreichische Antwort auf die Kinderkrimireihe „Die drei ???“. Das Hauptdarsteller-Trio hat einen mysteriösen Fall zu lösen. Dabei sind sich die drei am Beginn so gar nicht grün.
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Es könnte alles so schön sein für Franz Fröstl (Jossi Jantschitsch). Die Sommerferien sind da. Doch seine besten Freunde Gabi (Nora Reidinger) und Eberhard (Leo Wacha) sind zerstritten. Im KURIER-Gespräch erklärt Wacha die Situation so: „Die Gabi ist dem Eberhard halt oft viel zu besserwisserisch und überdreht. Das strengt ihn, der ja der chillige Typ ist, schon recht an.“ Reidinger relativiert: „Gabi mag Eberhard ja eigentlich. Sie ist jetzt nur wütend auf ihn, weil er sofort gereizt ist.“ Ihre Figur sieht sie als „wunderbare Persönlichkeit, weil sie sehr loyal ist.“
Tricks
Franz versucht indes, mit Halbwahrheiten und Tricks, trotzdem Zeit mit beiden zu verbringen, ohne dass sie voneinander wissen. Dieser schlaue Plan scheitert bereits im Freibad. Auf Anraten von Papa Fröstl (Simon Schwarz) soll ein „gemeinsamer Feind“ das Trio einen. Da trifft es sich gut, dass Gabi unbedingt Detektivin spielen will und in Wien gerade eine Diebstahlsserie für Unruhe sorgt.
Mama Fröstl (Ursula Strauss) hat einen vernünftigeren Rat für Franz. Strauss erklärt das im Gespräch so: „Für mich ist die zentrale Aussage im Film, dass man gemeinsam stärker ist als allein. Und dass es immer darum gehen sollte, miteinander ehrlich zu sein und in Kommunikation zu gehen. Man sollte sich selbst nicht ganz so wichtig nehmen und um Freundschaften kämpfen.“ Nora Reidinger fügt an: „Sie lernen, dass man eine echte, starke Freundschaft nicht einfach wegwerfen sollte. Auf sie sollte man achtgeben wie auf eine brennende Flamme.“
Währenddessen fällt in der Krimihandlung der Verdacht der Kids auf die knorrige Nachbarin Frau Berger, weil Schmuck aus ihrer Tasche fällt. Maria Bills Interpretation dieser vielschichtigen Person ist ein Kleinod in dem Film und hebt ihn über gewöhnliche Kinoware für Kinder hinaus.
Jossi Jantschitsch (Jahrgang 2010) sagt: „Franz lernt, dass auch Menschen wie Frau Berger einen weichen Kern haben.“ Die Arbeit am zweiten Film sei für ihn einfacher gewesen, weil er schon von den Abläufen gewusst habe. Am meisten Spaß habe ihm das Kuchenessen gemacht, „der Kuchen war köstlich!“ Reidinger fand die Szenen im Theater toll, wo Bill einen denkwürdigen Auftritt hat. „Das war einfach eine coole Location“, findet sie. Wacha liebte die Szenen im Freibad, „das Gänsehäufel ist mein Stammbad!“
Zwei "Sofort" und ein "Nein"
Zwei der Jungschauspieler (Jahrgang 2011) zeigen sich jedenfalls bereit, bei einem weiteren „Franz“ mitzumachen. Wacha würde „sofort zusagen“ und auch andere Filme drehen, „aber zurzeit konzentriere ich mich auf Fußball und meinen Verein!“ Auch Reidinger würde trotz verstärkter Konzentration auf die Schule „nicht eine Sekunde zögern, dabei zu sein.“
Teil 3 könnte allerdings am „Nein“ von Franz-Darsteller Jantschitsch scheitern. Seine Begründung: „Ich habe einfach keine Lust mehr.“
Ursula Strauss über Kult-Kinderbuchautorin Nöstlinger und über die Zukunft des „Franz“:
KURIER: Die Kinder sind die Stars des Films. Wie ist es für Sie, einmal nicht die Hauptrolle zu spielen?
Ursula Strauss: Ich finde, dass die Fröstls eine sehr positive Botschaft vermitteln. Und zwar, dass man die Kinder ernst nimmt, für sie in Liebe da ist, aber dass man sich ihnen als Eltern auch nicht ständig aufdrängt. Das finde ich so schön an dieser Familienstruktur. Und egal ob die Figuren groß, klein, dick, dünn, rothaarig, was auch immer sind - man merkt bei Christine Nöstlinger, dass sie ihre Figuren immer ernst nimmt, ohne sie zu bemitleiden. Und das, finde ich, merkt man auch in diesem Kinderfilm. Oft werden Kinder in solchen Projekten verniedlicht. Christine Nöstlinger geht aber immer sehr respektvoll mit ihren Figuren um. Und ich bin sehr gerne Teil der Welt dieser großen Autorin.
Die Nöstlinger war ja auch eine große Zeitbeobachterin.
Sie war eine ganz große Menschenfreundin und hat immer gefunden, dass die Welt besser ist, je bunter sie ist.
Was hätte sie heute bewegt? Und fehlt Ihre Stimme nicht auch stark?
Ihre Stimme fehlt total. Was sie bewegt hätte, ist die unfassbare Unehrlichkeit und Fähigkeit zur Manipulation in unserem Land, was die politischen Verhältnisse betrifft. Dass die wirklich wichtigen Dinge nicht ernst genommen werden, aus Profitgier und vielleicht auch aus Angst, falsche Entscheidungen zu treffen oder Wähler zu verlieren. Also sie hätte genug Stoff, um sich wieder vor den Nationalrat zu stellen und eine Rede zu halten.
Nöstlinger sagte kurz vor ihrem Tod 2018, dass sie die Kinder, die nur mehr ins Handy schauen, nicht mehr verstehe. Die Filme spielen in unserer Zeit. Würden sie ihr gefallen?
Ich vermute, dass sie das gut finden würde, weil ich glaube, sie hätte großes Verständnis dafür, dass sich nun mal das Rad der Zeit weiterdreht. Aber die Seele des Franz und der anderen Figuren, die sie geschrieben hat, ist nach meinem Empfinden total erhalten geblieben. Ob sie nun ein Handy haben oder nicht, das wäre ihr wurscht. Christine Nöstlinger war eine sehr genaue Zuhörerin und Beobachterin und hat ihre Figuren immer extrem respektvoll behandelt und ernst genommen. Das "nicht verstehen", das sie meint, bezieht sich auf mehrere Ebenen. Sie hat auch einmal gesagt, sie sitzt im Park und versteht die Sprache der Leute nicht mehr.
Was macht die Frau Berger zu einer typischen Nöstlinger-Figur?
Die Frau Berger hat eine harte Schale, aber einen ganz weichen Kern. Das ist oft die Charakteristik von Figuren der Nöstlinger. Die stehen im Leben und müssen viel aushalten, haben aber ganz einfach ein ganz großes Herz. Und wenn man den Schlüssel zu dem Herzen findet, und einmal umdreht, dann wird sich das nie wieder verschließen. Die Frau Berger ist eine coole Figur. Es ist toll, dass Maria Bill sie spielt, ich bin eine Verehrerin von ihr. Es war schön, ihr wieder zu begegnen.
Jossi Jantschitsch sagt, er will keinen Film mehr machen. Wie ist das zu erklären?
chauspielerei ist nicht jedermanns Sache. Wie der Jossi damit begonnen hat, war er, glaub ich, acht. Da hat man noch keine Vorstellung davon, was es bedeutet. Es ist schon auch intensive Arbeit, am Set zu stehen. Und die Kinder geben ihren Sommer dafür her. Das findet der eine besser, der andere schlechter. Offensichtlich findet es der Jossi nicht so gut, obwohl er das super spielt. Das ist ja total legitim. Hinzu kommt, dass die Kinder natürlich in einer affenartigen Geschwindigkeit größer werden. Und deshalb kann man noch gar nicht sagen, wie es weitergeht.
Der Franz schummelt sich immer wieder ein bisschen durch. Wie viel Fake darf denn sein im Leben? Wo ist da die Grenze?
Das muss selbstredend jeder für sich selber bestimmen. Je mehr Wahrhaftigkeit da ist, desto mehr Glück steckt wahrscheinlich auch im eigenen Sein und desto mehr Klarheit beim eigenen Weg wird man finden. Oft ist das Problem, dass Menschen sich so ungern selber in den Spiegel schauen. Wenn man nicht ganz in der Wahrheit lebt, kann das schon zu einer Verwirrung der Gefühle führen. Diese muss sich irgendwo entwirren, das trifft dann meistens die Schwächeren. Ich verhindere das bei mir, in dem ich mich selbst nicht so ernst nehme und humorvoll auf die eigene Wahrheit blicke. Das ist für mich gesünder als alles andere. Aber die Wahrheit ist auch oft schwer auszuhalten. Ich verstehe jeden Drückeberger. Ich drücke mich auch oft genug. (lacht)
Jetzt haben sie in Österreich fast alle Genres schon gemacht Krimis, Komödien, Kinderfilme, Arthouse, und dann auch noch die Maria Theresia gespielt. Wollen Sie jetzt bewusst noch mehr internationale Produktionen machen?
Also ich kann sagen, dass ich bisher in meinem Leben nie einen Plan hatte. (lacht) Ich bin auf dem Grunde meiner Seele eine neugierige Chaotin. Ich hatte immer großes Vertrauen in meinen Weg, und wurde bis jetzt nie enttäuscht. Und ich habe beschlossen, dass ich den Zugang zu meinem Beruf, zu meinem Leben und zu den Menschen, zu meiner Familie, zu meiner Art auf dieser Welt mich zu bewegen, nicht ändern werde. Bis jetzt war es eigentlich sehr lebenswert, also warum soll ich jetzt anfangen zu planen? Für den internationalen Erfolg müsste man so viel Energie investieren, und andauernd woanders sein. Aber ich bin schon gerne in unserem Land, und habe so viel zu tun, auch mit meiner Familie und anderen Verantwortlichkeiten. Ich wüsste gar nicht, wie ich das machen soll, im Moment. Aber: Sag niemals nie! Es kann ja sein, dass ich nächstes Jahr den 50er-Flash bekomme und denke: Uh, jetzt muss es aber sein! (lacht) Ich bin aber gesegnet mit so tollen Arbeiten, die ich machen durfte. Und es kommen immer mehr Koproduktionen mit Deutschland dazu und das macht irrsinnig viel Spaß. Vielleicht bin ich auch zu faul zum Planen. Kann auch sein. Vielleicht bin ich dem Franz beim durchs Leben schummeln schon näher als gedacht? (lacht)
Sie haben die Serie "Was zählt" über die große Tsunami-Katastrophe gedreht. Wie war das?
Die läuft heuer beim Filmfestival in Köln. Gedreht haben wir vor eineinhalb Jahren, im Jänner, hauptsächlich in Belgien und Deutschland. Es ist ein toller Cast und ich bin schon sehr gespannt, wie die Leute das aufnehmen werden. Es ist eine sehr dunkle Geschichte, auch über Freundschaft. Es geht darum, wie einen gewisse Fehltritte immer wieder einholen.
Wie war der Dreh in Thailand?
Da hatte ich das große Glück, dass ich drei Wochen dort war für drei Drehtage. Aufgrund der berechtigten coronabedingten Ängste, dass jemand ausfällt, wurden wir alle rechtzeitig dort eingeflogen. Das war wie ein unerwartetes Geschenk, im Jänner im wirklich schönen Thailand sein zu dürfen.
Zuletzt waren sie beim MTV-Auftritt von Christina Stürmer dabei. Wie war das für Sie?
Das war mega. Christina hat Gäste eingeladen um ihr 20-jähriges Bühnenjubiläum zu feiern, indem sie mit ihr Songs singen. Und da war unter anderem ich eingeladen, neben Größen wie Wolfgang Ambros, Sportfreunde Stiller und Mathea. Wir haben mit ihr gesungen. Das hat irrsinnigen Spaß gemacht und das war eine große Ehre.
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