Christina Stürmer: Comeback mit Akustik-Show und illustren Gästen
Es ist Wolfgang Ambros sichtlich peinlich: Er ist nur einer der Gäste bei der MTV-Unplugged-Aufzeichnung von Christina Stürmer im Wiener Volkstheater. Aber erst jetzt, nachdem er mit ihr am Ende des ersten Drittels der Show „Du bist wia de Wintasun“ gesungen hat, reißt es die Stürmer-Fans das erste Mal aus den Sesseln.
Dabei sollte der Abend ganz der elffachen Amadeus-Gewinnerin gehören, die die erste deutschsprachige Künstlerin ist, die dieses legendäre, seit 1989 bestehende TV-Format aufnehmen darf (Gratulation Christina, geniert euch MTV, dass das so lange gedauert hat). Aber Stürmer freut sich selbst über die Ovationen für Ambros, und irgendwie ist sein Auftritt auch ein Eisbrecher. Es scheint, dass sich erst damit das Verständnis des Publikums dafür, dass das auch ein „normales“ Konzert zum Abfeiern ist, etabliert hat.
Vor Beginn gab es nämlich erstmal viele Anweisungen von Regisseur Ingo Pertramer, was man nicht tun soll, dazu Applausproben, damit die Toningenieure ihre Einstellungen machen können. Ein leicht einschüchterndes Ambiente also zum Start. Und dann begann Stürmer in der mit Teppichen, Bücherregalen und Lehnsesseln wie ein Wohnzimmer gestalteten Kulisse auch noch mit einigen weniger bekannten Songs wie „Die Welt“ und „Was wirklich bleibt“.
Sie gewinnen in den Akustik-Arrangements, die neben den Musikern von Stürmers Band und ihrem Partner und Gitarristen Oliver Varga von in der Loge platzierten Bläsern, einer Perkussionistin, einer Pianistin und einem vierköpfigen Chor getragen werden. Bei „Unsere besten Tage“ kam Ursula Strauss als Gast dazu und jetzt – nach dem Ambros-Auftritt – kann auch Stürmer selbst die Besucher immer wieder von den Sesseln reißen.
Denn jetzt reiht sich ein Hit an den anderen. „Seite an Seite“ folgen eine Urlaubsfeeling verbreitende Latin-Version von „Ich kriege nie genug“ und ein Gastauftritt von Deine Freunde, bei dem Stürmer rappt. Mathea kommt für „Scherbenmeer“ auf die Bühne und mit „Ein halbes Leben“ erklingt der einzige neue Song im Programm.
Einer der absoluten Höhepunkte ist die anrührende, nur mit Klavier und Gesang vorgetragene Version von „Mama (Ana Ahabak)“, jenem Hit, der 2003 aus der Sicht eines Kindes im Irakkrieg geschrieben wurde und „leider immer noch so aktuell“ ist.
Die Sportfreunde Stiller liefern als letzte Gäste mit ihrem Hit „Ein Kompliment“ den nächsten Höhepunkt, so, dass „Ich lebe“ und „Engel fliegen einsam“, der traditionelle Finalsong von Stürmer-Konzerten, zum Triumphzug für die 40-Jährige werden. Die Zugabe hätte keiner zu fordern gebraucht. Aus TV-technischen Gründen müssen ein paar Songs wiederholt werden, der Sportfreunde-Stiller-Auftritt sogar zwei Mal. Aber anstatt müder wird das Publikum dabei nur noch euphorischer, und Pertramer nützt ausgiebig die Möglichkeit, Stürmer und die jubelnde Menschenmenge zu filmen.
Wer keine Karten für das Volkstheater bekommen hat, kann das MTV-Unplugged-Konzert von Christina Stürmer Ende November als Album genießen. Oder am 13. April dieselbe Show im Wiener Gasometer anschauen.
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