Die Meister aus dem Kunstdepot
Rudolf Bauer, aha. Kennen Sie den? Er ist "der vergessene Meister des 20. Jahrhunderts", zumindest nach den Angaben von Sotheby’s.
Das Auktionshaus richtet dem 1953 verstorbenen Deutschen, der 1939 in die USA emigriert war, im September eine große Verkaufsausstellung in New York aus.
Parallel ist ein Theaterstück und eine TV-Doku zu Bauers bemerkenswertem Leben zu sehen: Der Maler, der mit Größen wie Paul Klee oder Wassily Kandinsky ausgestellt hatte, "verpfändete" nach seiner Emigration sein Lebenswerk nämlich für ein hübsches Haus und ein Auto an den Sammler Solomon R. Guggenheim.
Doch in dessen berühmtem Museum an der Fifth Avenue sollten Bauers Bilder nie hängen – nach Guggenheims Tod 1949 verlor auch Bauers Fürsprecherin Hilla Rebay jeden Einfluss in dessen Stiftung, die Bilder verschwanden im Depot.
Zweite Reihe
Kunstsammler lieben solche Geschichten – zumal viele große Werke aus der jüngeren Kunstgeschichte heute äußerst rar oder extrem teuer geworden sind. Die Wiederentdeckung von Meistern aus der zweiten Reihe bringt frische Ware auf den Markt – und schafft im Idealfall beträchtliche Werte.
Die Umsatzbringer von morgen lassen sich allerdings nicht aus dem Hut zaubern. "Eine Wiederentdeckung setzt voraus, dass diese Leute in ihrer Zeit eine gewisse Bedeutung gehabt haben", sagt Eberhard Kohlbacher, der mit seinem Partner Alois Wienerroither u. a. die Malerin Marie-Louise Motesiczky im Galerie-Programm hat: Als Tochter aus reichem Hause hatte diese es zeitlebens nie nötig, ein Bild zu verkaufen – doch war die Schülerin Max Beckmanns und Gefährtin Elias Canettis in der Kunstwelt gut vernetzt und schuf außergewöhnliche Bilder. Auch Rudolf Bauer trägt durch seine Verbindung zu Guggenheim und Kandinsky den "Qualitätsstempel" der Geschichte.
Aufmerksamkeit & Geld
Dass hinter solchen "Entdeckungen" handfeste Interessen stehen, liegt auf der Hand. Dass Sammler und Händler bei Auktionen mitbieten, um das Preisniveau ihrer favorisierten Künstler zu halten oder zu steigern, ist ebenfalls gängige Praxis. Die Idee, dass hinter jeder Entdeckung ein verschworenes Netzwerk von Strippenziehern stehe, ist dennoch überzogen, glaubt der Wiener Kunsthändler Herbert Giese: "Es ist nie gelungen, gegen das allgemeine Interesse etwas zu pushen", sagt er. "Das kann nur funktionieren, wenn die Zeit reif ist."
Giese hat große Teile des Nachlasses von Hans Boehler (1884–1961) erworben, der einst Mitglied der von Egon Schiele gegründeten "Neukunstgruppe" war.
Giese versucht nun, Boehlers Spätwerk bekannter zu machen. Ein Geschäft ist das bisher nicht: "Ich hoffe auf die Mittelfristigkeit", sagt er.
In Österreich Bis inklusive Sonntag (24. 8.) läuft noch die Kunstmesse „Art Salzburg“ (Churfürststraße/Sigmund-Haffner-Gasse; www.artsalzburg.info). Giese &
Der US-Künstler James Gill gibt von 4. bis 27. September ein Gastspiel in der Wiener Galerie Augustin (Lugeck/Ecke Köllnerhofgasse, 1010 Wien, www.galerie-augustin.com). Seine Gemälde sind ab 9000 € zu haben, Serigrafien ab 850 €.
International Die Martial-Raysse-Retrospektive im Centre Pompidou Paris ist bis 22. 9. zu sehen (www.centrepompidou.fr). Die Rudolf-Bauer-Ausstellung bei Sotheby’s New York läuft von 22. 9. bis 10. 10.; Werke kosten hier zwischen 8000 und einer Million US-Dollar (1334 York Ave.; www.sothebys.com). Ebenfalls „wiederentdeckt“ wird der Bauhaus-Künstler Oskar Schlemmer mit einer großen Schau in der Staatsgalerie Stuttgart (21. 11. 2014 bis 6. 4. 2015; www.staatsgalerie.de).
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