Die Zeiten, als man unter dem Titel „Originale“ für Erheiterung sorgte, sind längst vorbei: Bad Ischl und 22 weitere Gemeinden firmieren nun als „salz kammer gut 2024“. Und sie befinden sich unter einem frischen Logo – ein oranges Siebeneck mit den groben Umrisslinien der alpinen Region – „auf dem Weg zur Kulturhauptstadt“. So nannte sich die Pressekonferenz, zu der Elisabeth Schweeger, die neue Intendantin, und ihr Team am Mittwoch ins Schloss Eggenberg bei Vorchdorf eingeladen hatten. Denn die Brauerei unterstützt – neben Raiffeisen als Hauptsponsor – die aufmüpfigen Ischler, denen zunächst, in der Bewerbungsphase, die volle Unterstützung des Landes Oberösterreich versagt geblieben war.
Mit ein Grund dürfte die Parteipolitik gespielt haben. Und sie spielt noch immer hinein. Es geht um das ehemalige Kurtheater. In der NS-Zeit wurde es in Lehártheater unbenannt, später also Kino genutzt, und seit Jahren steht das Baujuwel leer. Alle bisherigen Versuche, es zu revitalisieren, scheiterten – nicht nur am Geld, sondern auch an Kleingeisterei. Schweeger, immer unerschrocken, sprach das Problem direkt an: Das Theater sei ein Muss für die Kulturhauptstadt.
Gordischer Knoten – entwirrt
Die Kulturmanagerin, Jahrgang 1954, war im Juli 2021 zur künstlerischen Leiterin ernannt worden, um einen gordischen Knoten zu zerschlagen: Einerseits hat sie die Projekte umzusetzen, mit denen sich die Region in einem „Bid Book“ bei der EU beworben hat. Und andererseits muss sie auf die mehr als 1.000 Einreichungen eines „Open Calls“ Rücksicht nehmen, den man eilig ausgelobt hatte, um die Szene bei Laune zu halten. Alles zu realisieren, ist bei einem künstlerischen Budget von nur 14,4 Millionen Euro völlig ausgeschlossen.
Schweeger präsentierte nun 95 Projekte – und 55 sollen noch hinzukommen. Mit diesen insgesamt 150 Programmpunkten würden zwei Drittel der Bid-Book-Vorhaben umgesetzt. Und 85 Prozent würden von Trägerorganisationen im Salzkammergut betreut – oft handle es sich dabei um Einreichungen aus dem „Open Call“.
Hinzu kämen ein paar eigene Projekte, darunter der „European Music & Mobility Day“, ein Straßen-Musik-Festival unter Mitwirkung von Musikkapellen, Chören und Bands in allen 23 Gemeinden bei gleichzeitiger Reduktion des Individualverkehrs. Mit dieser erweiterten Fête de la Musique, die alljährlich am 21. Juni stattfindet, schlägt Schweeger gleich mehrere Fliegen mit einer Klappe. Aber natürlich wird es auch „Volxfeste“ geben und das vierteilige Projekt „salzkammer(sc)hall“ von Georg Nussbaumer – ebenfalls mit Chören und Kapellen, weiters mit Schützen und Glocken.
Diese und ähnliche Vorhaben bündelt Schweeger in der Programmlinie „Macht und Tradition“; klarerweise geht es da auch um die kritische Auseinandersetzung mit der Vergangenheit, also der Habsburgermonarchie. Und das Lentos wird Gemälde präsentieren, die in der NS-Zeit im Salzkammergut „gesammelt, eingelagert, geraubt, ,arisiert‘, verkauft, zwangsverkauft, erpresst, verschoben und gerettet wurden“.
Die weiteren drei Programmlinien nennen sich „Kultur im Fluss“ (mit viel Handwerkskunst), „Sharing Salzkammergut“ (Tourismus) und „Globalokal – Building The New“. Eine erste Durchsicht zeigt, dass die Bandbreite der Themen enorm ist (bis hin zum Netzwerkaufbau queerer Communities am Land) – und dass auf große Namen verzichtet wird. Mit dabei ist aber Conchita: Tom Neuwirth präsentiert in Bad Mitterndorf die Geschichten und Aphorismen, mit denen sein Vater, ein Wirt, über viele Jahre hindurch seine Gäste unterhielt. Schon der Titel macht Appetit: „Schweinsbraten mit Gedicht“.
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