Die Klassik-Highlights 2014

Die drei „Drachenhunde“ prägen auch 2014 David Pountneys Inszenierung von Mozarts „Zauberflöte“ bei den Bregenzer Festspielen.
Ausgewählte Höhepunkte des Musikjahres 2014 mit Richard Strauss als Jahresregenten.

Auf Verdi, Wagner und Britten folgt Richard Strauss. Der deutsche Komponist ist anlässlich der Wiederkehr seines 150. Geburtstags Jahresregent 2014 und wird entsprechend gewürdigt.

Den Anfang machten die Wiener Philharmoniker bei ihrem Neujahrskonzert mit Daniel Barenboim. Erstmals wurde in diesem Rahmen ein Werk von Strauss gespielt.

Zwei große Strauss-Premieren gibt es in Salzburg. So kommt bei den dortigen Osterfestspielen dessen „Arabella“ zur Aufführung. Christian Thielemann leitet „seine“ Sächsische Staatskapelle Dresden; es singen u. a.: Renée Fleming und Thomas Hampson. Thielemann ist es auch, der mit einer Neuproduktion der „Elektra“ in Dresden den Startschuss der szenischen Strauss-Feierlichkeiten einleitet. Die zweite Salzburger Strauss-Premiere gibt es bei den Festspielen zu sehen. Harry Kupfer setzt „Rosenkavalier“ in Szene; Franz Welser-Möst dirigiert und kehrt an die Salzach zurück.

Abschied und Neustart

Ein anderer verlässt Salzburg. Nach nur drei Saisonen zieht es Festspielchef Alexander Pereira an die Mailänder Scala. Zum Finale zeigt Pereira neben Mozart-Opern die Uraufführung der Oper „Charlotte Salomon“ von Marc-André Dalbavie, Schuberts „Fierrabras“ und Verdis „Il Trovatore“ mit Plácido Domingo und Anna Netrebko.

In Mailand tritt Pereira die Nachfolge von Stéphane Lissner an und eröffnet die Spielzeit am 7. Dezember mit Beethovens „Fidelio“. Pereiras interimistischer Nachfolger in Salzburg wird der derzeitige Schauspielchef Sven-Eric Bechtolf, ehe 2017 Markus Hinterhäuser Intendant der Festspiele wird.

Die Klassik-Highlights 2014
epa03595545 Handout image provided by the Teatro Real shows artists performing during the rehearsal of the opera 'Cosi fan tutte', by Wolfgang Amadeus Mozart, with French conductor Sylvain Cambreling and the stage management of Austrian filmmaker Michael Haneke, at Teatro Real in Madrid, Spain, 22 February 2013. The show will premiere on 23 February. EPA/TEATRO REAL/HO HANDOUT EDITORIAL USE ONLY
Hinterhäuser wiederum ist 2014 erstmals Chef der Wiener Festwochen. Zu den von Hinterhäuser konzipierten Höhepunkten zählen hier die Uraufführung von Georg Friedrich Haas’ Oper „Bluthaus“ sowie die Übernahme von Michael Hanekes Inszenierung von Mozarts „Così fan tutte“ aus Madrid.

Einen Abschied gibt es auch bei den Bregenzer Festspielen. Hier absolviert David Pountney seine letzte Saison als Intendant; ihm folgt 2015 Elisabeth Sobotka. In Pountneys letztem Jahr steht wieder Mozarts „Zauberflöte“ als Spiel auf dem See am Programm. Zusätzlich wird HK Grubers Horváth-Vertonung „Geschichten aus dem Wiener Wald“ uraufgeführt.

Erde und Wasser

Die Klassik-Highlights 2014
Kontinuität ist bei den Opernfestspielen in St. Margarethen angesagt. Mit Verdis „Aida“ inszeniert Robert Dornhelm (nach „La Bohème) seine zweite Oper im Römersteinbruch. In Mörbisch setzt Intendantin Dagmar Schellenberger im zweiten Jahr ihrer Amtszeit auf Jerry Bocks „Anatevka“.

Große Premieren gibt es natürlich auch in Wien. Am 16. Jänner hat an der Staatsoper Dvoráks „Rusalka“ Premiere; es folgt im Februar Cileas „Adriana Lecouvreur“ mit Angela Gheorghiu in der Titelpartie. Im April kommt Wagners „Lohengrin“ in der Regie von Andreas Homoki, im Juni kehrt Otto Schenk als Regisseur von Janáceks „Das schlaue Füchslein“ an den Ring zurück.

Die Volksoper zeigt Brittens „Albert Herring“ (als Nachtrag zum Britten-Jahr), Kálmáns „Mariza“, Beethovens „Fidelio“ und (konzertant) „Feuersnot“ von Strauss. Im Theater an der Wien singt Plácido Domingo in Verdis „I due Foscari“, weiters sind u. a. Rameaus „Platée“ und Verdis „La Traviata“ in der legendären Regie von Peter Konwitschny zu sehen. Ein Höhepunkt an der Wien ist die zweimalige, konzertante Serie der Mozart-Da-Ponte-Opern mit Dirigent Nikolaus Harnoncourt, der 2014 seinen 85er feiert.

Die Klassik-Highlights 2014
Anbei noch ein Foto für die Philharmonikerball-Mappe/Sonntag. Es zeigt Richard Strauss beim Philharmonikerball 1931. Foto: Photo-Zentrale Wien (ziemlich sicher frei, laut Georg Markus)
Seine schillernde Persönlichkeit mit all ihren Widersprüchen spaltet die Musikwelt noch heute in fanatische Anhänger und leidenschaftliche Kritiker: Richard Strauss (1864–1949) hat als Komponist die Moderne befeuert, freilich eine andere als jene des jüngeren Arnold Schönberg. Und er war genial als Vollender der Spätromantik. Arbeitsbesessenheit prägte das ganze Leben des Bayern, dessen Überzeugung war: „Das Leben ist nur dazu da, Kunst zu ermöglichen.“

Sein Werk umfasst neben rund 200 Liedern die wohl bekanntesten Bühnenwerke des 20. Jahrhunderts wie „Salome“, „Elektra“ oder „Der Rosenkavalier“. Ebenso berühmt: die sinfonischen Dichtungen, u. a. „Till Eulenspiegels lustige Streiche“, „Also sprach Zarathustra“...

Kaiser Wilhelm meinte bei der Uraufführung der „Salome“, Strauss werde sich mit der neuen Oper „furchtbar schaden“. Die Reaktion des Komponisten ist legendär: „Von diesem Schaden konnte ich mir die Garmischer Villa bauen.“

Strauss wurde für seine anfängliche Nähe zum Nazi-Regime kritisiert. „Vor dem Komponisten Strauss“, sagte Dirigentenkollege Arturo Toscanini, „ziehe ich den Hut. Vor dem Menschen Strauss setze ich ihn wieder auf.“

Als Dirigent vermied Strauss die große Geste. Auf die Frage, was die linke Hand beim Dirigieren machen soll, sagte er: „Am besten, Sie geben sie ins Westentaschl.“

Er war Mitbegründer der Salzburger Festspiele, leitete deren erste Opernaufführung, Mozarts „Don Juan“, am 14. August 1922. In Wien wurde Strauss gegen die Kritik durchgesetzt – und befand sich dabei in guter Gesellschaft. Eine seiner wichtigsten Lebensphasen war die Direktion der Wiener Staatsoper – gemeinsam mit Franz Schalk – von 1919 bis 1924.

1924 überließ die Republik Österreich als Teil einer Vereinbarung dem Komponisten ein Grundstück für einen Villenbau. Dafür bekam die Österreichische Nationalbibliothek die handschriftliche Partitur des „Rosenkavalier“.

Nicht nur auf den diversen Bühnen sind erstklassige musikalische Erlebnisse garantiert, auch der Konzertsektor hat es 2014 in sich.

Wie jedes Jahr geben sich die Besten der Besten im Musikverein ein Stelldichein. Von den Wiener Philharmonikern (mit Top-Dirigenten) über grandiose Solisten bis hin zu unkonventionelleren Projekten in den vier Neuen Sälen, die 2014 ihr zehnjähriges Bestehen feiern – im Musikverein ist für jeden Geschmack etwas dabei. Gleiches gilt für das Konzerthaus, dessen Angebot auch Jazz und Weltmusik beinhaltet.

Spezielle Höhepunkte sind das Sommernachtskonzert der Wiener Philharmoniker in Schönbrunn am 29. Mai, bei dem (bei freiem Eintritt) Richard Strauss im Zentrum steht. Solist ist 2014 der chinesische Starpianist Lang Lang.

Ein anderer Starpianist bittet als Intendant und Künstler wieder zur musikalischen Leistungsschau nach Grafenegg: Rudolf Buchbinder versammelt bei dem von ihm geleiteten Musikfestival wieder internationale Top-Musiker. Das Gipfeltreffen beginnt am 14. August und dauert bis zum 7. September.

Als Solist wiederum ist Buchbinder u. a. in Grafenegg, Wien, Salzburg oder beim Carinthischen Sommer zu erleben – dort etwa mit allen 32 Klaviersonaten Ludwig van Beethovens.

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