Die Autorin spielt als Besserwisserin mit

Livia Klingl
Livia Klingls Roman "Der Lügenpresser" war überfällig

Die Publizistin Livia Klingl berichtet regelmäßig über – ihr Wort – "Amateurkabarettkoalition", und da war klar, dass ihr Debütroman nicht von Liebe unter Palmen handeln wird. "Der Lügenpresser" ist der Monolog eines Außenpolitik-Redakteurs der größten Boulevardzeitung, er heißt Dr. Schmied, ist Historiker, und die Zeitung heißt "Die Zeitung", Verwechslungen sind folglich unmöglich.

Überfällig

Schmied ist nicht durch und durch Kotzbrocken. Gutmenschen sind auch nicht immer gut. Aber als Journalist manipuliert er schrecklich (und merkt oft gar nicht, dass er selbst gelenkt wird). Ist ihm aber alles egal, er hat eh nur noch drei Jahre bis zu seiner Pension.

Klingl hat viel Insiderwissen, Jahrzehnte arbeitete sie für Zeitungen, als Außenpolitikchefin, als Kriegsberichterstatterin ... und ist wunderbar zornig, kämpferisch. Sie spielt selbst mit: als die für die Konkurrenz arbeitende "Besserwisserin". Humor hat sie auch. Nur als Klingel mit "e" darf man sie nie bezeichnen. Da wird sie noch zorniger. Ihr Roman war fällig, ist wichtig, erschreckend (und ein Vergnügen ist es auch).

Livia Klingl: „Der Lügenpresser“ Verlag Kremayr & Scheriau. 192 Seiten. 22 Euro.

KURIER-Wertung: ****

Kommentare