Designexpertin Lilli Hollein wird neue Chefin des MAK
"Die Kommission hat Lilli Hollein einstimmig als Erste gereiht und mir damit eine klare Empfehlung abgegeben", sagte Kulturstaatssekretärin Andrea Mayer: Die 48-jährige Designexpertin wird neue wissenschaftliche Geschäftsführerin des Museums für Angewandte Kunst/Gegenwartskunst. Sie folgt auf Christoph Thun-Hohenstein, der das Museum seit September 2011 zwei Amtsperioden lang leitete. Die wirtschaftliche Geschäftsführerin Teresa Mitterlehner-Marchesani wurde in ihrer Funktion verlängert. Für die wissenschaftliche Leitung hatten sich 10 Männer und 6 Frauen, für die wirtschaftliche Leitung 10 Männer und 7 Frauen beworben.
Hollein-Tochter Lilli wird MAK-Chefin, nicht wegen und nicht trotz ihres Vaters
In ihren Antrittsstatement betonten Mayer und Hollein vor allem die Öffnung des Museums als vorrangiges Ziel. Es gelte, neue Zielgruppen anzusprechen, die Sammlungen des Hauses für junge Leute attraktiv zu machen und das Museumserlebnis zu verbessern. Hollein selbst erinnerte sich an ihre eigene Studienzeit, in der sie die Kustodinnen und Kustoden des Hauses für die Schätze des Museums begeistern konnten. "Ich freue mich auf Zusammenarbeit in der Hoffnung, dass das gelingt, was mir damals passiert ist – dass der Funke überspringt“, so Hollein.
Verbindungen und transparente Verbandelungen
Dem MAK ist Lilli Hollein aber nicht nur ideell seit langem verbunden: 2016 kaufte die Republik große Teile des Nachlasses ihres Vaters, des großen Architekten Hans Hollein, um 250.000 Euro an. Aufbewahrt und bearbeitet wird der Nachlass im Architekturzentrum Wien (AzW), das dafür eine jährliche Summe (zuletzt 100.000 Euro) bezieht; das MAK erhielt laut Kulturbericht 2017 60.000, 2018 40.000 und 2019 10.000 € für die Digitalisierung.
"Der Nachlass ist es wert, weiter aufgearbeitet zu werden, aber ich werde daran nicht beteiligt sein“, stellte Hollein nun bei der Pressekonferenz klar. Mayer bekräftigte, dass die neue Museumsdirektorin den potenziellen Interessenskonflikt im Vorfeld "in vorbildhafter Weise transparent" angesprochen habe - alle Entscheidungen, die den Nachlass betreffen, sollten vom Museumskuratorium getroffen werden, dem Hollein seit einiger Zeit nicht mehr angehört.
Sie müsse auch erst sehen, wie weit die Vorbereitungen zu einer großen, für 2022 geplanten Hans-Hollein-Schau gediehen seien, sagte die neu bestellte Museumschefin - man werde diese gegebenenfalls redimensionieren: "Es ist nicht meine Priorität, mit einer großen Hollein-Ausstellung aufzutreten“, erklärte die neue MAK-Direktorin.
Biografisches
Lilli (eigentlich Karoline) Hollein wurde 21. Juli 1972 in Wien geboren. Ein Studium für Industrial Design an der Universität für Angewandte Kunst schloss sie 1999 ab, zusätzlich studierte sie noch Psychologie an der Uni Wien. Seit 1994 organisierte Hollein Ausstellungen, unter anderem zur Designgruppe Memphis in der Kunsthalle Krems 2002. 2007 war sie Kommissärin des österreichischen Beitrags "feld72 - urbanism for sale" bei der 7. Architekturbiennale Sao Paulo. Dazu schrieb sie immer wieder Beiträge für Magazine und Fachzeitschriften im Bereich Design.
2007 gründete Hollein gemeinsam mit Tulga Beyerle und Thomas Geisler die "Neigungsgruppe Design", die zur treibenden Kraft der "Vienna Design Week" wurde. Die Leitung des Festivals, das heuer ab 24. September stattfinden soll, wird der bisherige Vize-Direktor Gabriel Roland übernehmen.
Als Expertin sitzt Hollein in diversen Beiräten und Preisjurys. In den Bundesmuseen war Hollein zuletzt Mitglied im Kuratorium des mumok und des MAK, die letztgenannte Funktion legte sie im Februar zurück. Holleins Bruder Max leitet seit August 2018 das Metropolitan Museum of Art in New York.
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